Interviewsituation
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Interviewsituation

Ursachen für Krankenhausaufnahmen bei Menschen mit Demenz - Qualitative Interviews mit Angehörigen von Demenzpatienten und Professionellen aus dem medizinischen Bereich (HAPED)

Nadine Pohontsch, Martin Scherer, Marion Eisele

Hintergründe und Ziele

Internationale Studien zeigen, dass Menschen mit Demenz ein gegenüber der Bevölkerung ohne Demenzerkrankung deutlich erhöhtes Risiko für Krankenhausaufnahmen aufweisen, obwohl die Demenzerkrankung selbst nicht primär zu einer stationären Einweisung führt. In einem Modell von Muenchberger und Kendall zu Einflussfaktoren auf Krankenhausaufnahmen chronisch Kranker werden neben persönlichen Determinanten weitere Bereiche als einflussreich aufgeführt. Zu diesen zählen auch System- und Umgebungsfaktoren, die bei der Versorgung von Menschen mit Demenz eine besondere Rolle spielen könnten. Ziel dieses Vorhabens ist es, die Ursachen von Krankenhausaufnahmen von Menschen mit Demenz in einem qualitativen Studiendesign zu erheben und auf potentielle Vermeidbarkeit zu überprüfen und somit das Modell von Muenchberger und Kendall zu erweitern.

Design und Methodik

Es wurden bei insgesamt 12 Angehörige, 12 HausärztInnen und 5 Pflegekräfte anhand eines leitfadengestützten, offenen Interviews über die Ursachen des letzten Krankenhausaufenthalts und dessen potentieller Vermeidbarkeit befragt. Die Auswahl der InterviewpartnerInnen erfolgte anhand eines selektiven Samplings nach den Merkmalen der von ihnen versorgten Person mit Demenz. Die Interviews werden aufgenommen, transkribiert und in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse

Viele Krankenhausaufnahmen wurden von den Befragten als unvermeidbar beurteilt. Wir konnten demenz- und kontextspezifische Faktoren identifizieren die eher zu Krankenhausaufnahmen zu führen scheinen. Die Krankenhausaufnahmen waren das Resutltat von Erkrankungen/Unfällen und bestimmter Kontextfaktoren. Ihr Einfluss scheint beim Vorliegen einer demenziellen Erkrankung verstärkt zu werden. Ansatzpunkte zur Reduzierung von Hospitalisierungsraten scheinen eine höhere Qualifikation der Pflegekräfte, ein 24h-Hausarzt.Notdienst und eine bessere Vergütung ambulanter Monitorings/Behandlungen und Hausbesuche zu sein. Da viele Krankenhausaufenthalte nicht vermeidbar zu sein scheinen, besteht Bedarf an einer besseren Qualifikation des Krankenhauspersonals zum Umgang mit Personen mit Demenz.

Veröffentlichungen

(In-)formal caregivers' and general practitioners' views on hospitalizations of people with dementia - an exploratory qualitative interview study
Pohontsch N, Scherer M, Eisele M
BMC HEALTH SERV RES. 2017;17(1):530.

Förderer Deutsche Forschungsgemeinschaft

Laufzeit Juli 2013 bis September 2014

Ansprechpartnerinnen Nadine Pohontsch , Marion Eisele