PEPAplus - Erweiterte Versorgungsaufgaben für Bachelor-qualifizierte Pflegefachpersonen in der stationären Altenpflege
PD Dr. Nadine Pohontsch, Dr. Jakob Johne & Dr. Dagmar Lühmann
Hintergrund und Ziele
Viele Bewohnende von Pflegeeinrichtungen werden mindestens einmal pro Jahr zur akutstationären Behandlung in ein Krankenhaus eingewiesen. Hauptgründe sind akute Erkrankungen, Stürze oder Verschlechterungen chronischer Erkrankungen. Diese Krankenhausaufenthalte können für die betroffenen Personen zusätzliche gesundheitliche Risiken bergen und sollten deshalb – wenn möglich – vermieden werden.
Im Modellvorhaben PEPAplus wird eine Pflegefachpersonen mit bedarfsspezifisch erweitertem Kompetenz- und Aufgabenprofil (PEPA) für eine pflegerisch geleitete und multiprofessionell abgestimmte gesundheitliche Versorgung von Bewohnenden innerhalb der Pflegeeinrichtungen tätig. Ziel ist zu zeigen, ob durch die Etablierung der PEPA bewohnerrelevante Versorgungsergebnisse verbessert und vermeidbare Krankenhauseinweisungen reduziert werden können. Zugleich können im Modellvorhaben Rahmenbedingungen für eine gelingende interprofessionelle Zusammenarbeit identifiziert werden.
Methode
Das Projekt findet in Einrichtungen der stationären Langzeitpflege in Schleswig-Holstein, Hamburg und angrenzenden Regionen in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern statt. Teilnehmende Einrichtungen erbringen Leistungen gemäß § 43 SGB XI und bieten mindestens 60 stationäre Plätze für Bewohner:innen mit Pflegebedarf an. Zielgruppe sind insbesondere Bewohner:innen, die komplexe Versorgungsbedarfe haben, zum Beispiel durch Multimorbidität oder Leben mit Demenz. Zielgruppe für die Übernahme des Rollenprofils sind insbesondere Pflegefachpersonen mit Bachelorqualifikation.
Die Einführung des Rollenprofils erfolgt in einem gestuften Prozess (Stepped-Wedge-Design). Pflegefachpersonen mit Bachelorabschluss erhalten eine zusätzliche Schulung in Basisdiagnostik und Akutversorgung. In zwölf Pflegeeinrichtungen in Schleswig-Holstein und angrenzenden Regionen setzen sie dann über 18 bzw. 9 Monate das neue pflegerische Rollenprofil um. Die Pflegefachpersonen werden für 20 Monate zusätzlich zum bestehenden Personal in den Pflegeeinrichtungen refinanziert.
Evaluiert werden Häufigkeit von Krankenhausaufnahmen, Notfall- und medizinische Versorgungsleistungen, Pflegegrad, Dekubitus, Stürze, gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie Struktur- und Prozessqualität der Einrichtungen.
Verwertungspotential
Mit dem vorliegenden Modellvorhaben werden die Machbarkeit, Sicherheit, Nutzenpotenziale und gesundheitsökonomische Implikationen der Etablierung von hochschulisch qualifizierten Pflegefachpersonen mit erweiterten pflegerischen Kompetenzen für die multiprofessionelle Prävention, Früherkennung und Behandlung akuter gesundheitlicher Veränderungen von Pflegeheimbewohnerinnen und Pflegeheimbewohnern aufgezeigt. Insbesondere werden die Ergebnisse der Evaluation Hinweise darauf geben, inwieweit diese Pflegefachpersonen durch die Ausübung ihrer erweiterten Rollen und Aufgaben zu einer Reduktion der Rate von Krankenhausaufnahmen unter Pflegeheimbewohnerinnen und - bewohnern und zur Verbesserung der bewohnerrelevanten Versorgungsqualität beitragen können. Darüber hinaus werden Erkenntnisse über notwendige Implementierungsvoraussetzungen auf Mikro-, Meso- und Makroebene, z. B. in Bezug auf die Refinanzierung und erforderliche Schulungsangebote, sowie über pflegeberufliche Entwicklungsperspektiven in der stationären Langzeitpflege gewonnen.
Kooperationspartner, Förderer und Laufzeit
Die Projektleitung obliegt der Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege im Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Das IPA ist beteiligt an der Entwicklung und Umsetzung der zusätzlichen Schulungsmodule für Pflegefachpersonen sowie an der Konzeption und Durchführung der Prozessevaluation. Das Projekt wird vom GKV-Spitzenverband nach § 8 Abs. 3a SGB XI von Oktober 2025 bis September 2028 gefördert.