22.04.2020        AKTUELLES

COVID-19-Infektionen im UKE: Virus-Genomik soll Aufklärung bringen

Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), Prof. Dr. Burkhard Göke, hat die Anschuldigungen im Zusammenhang mit den COVID-19-Infektionen im Bereich der Onkologie des UKE zurückgewiesen und weiterhin eine transparente Aufklärung versprochen. Dabei soll auch die Virus-Genomik helfen, mit der herausgefunden werden kann, wie sich Infektionen ausbreiten und wie einzelne Fälle zusammenhängen. Zugleich begrüßten der Vorstandsvorsitzende Prof. Göke und der Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE, Prof. Dr. Ansgar W. Lohse, die schrittweise Lockerung der Kontaktsperre.

„Wir sind froh, dass wir in einem Gespräch mit der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz und der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung die Kritikpunkte im Zusammenhang mit den COVID-19-Infektionen im Bereich der Onkologie des UKE ausräumen konnten. Wir haben zum Beispiel sofort nach Bekanntwerden der ersten Infektion alle notwendigen Quarantänemaßnahmen ergriffen und die Infektionen nach Infektionsschutzgesetz den Gesundheitsämtern unmittelbar gemeldet. Angesichts dokumentierter Weitergabe von Informationen, zusätzlich zu den vorgeschriebenen Fallmeldungen, sind Vorwürfe der ‚Vertuschung‘ unangemessen“, sagt Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE.

Bei den im April infizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren lediglich Maßnahmen der häuslichen Quarantäne erforderlich. Die betroffenen Krebspatientinnen und -patienten sind in der Mehrzahl wieder in chemotherapeutischer Behandlung ihrer Krebserkrankung auf der Normalstation, vier sind auf der Intensivstation. Ein 80-jähriger Patient mit fortgeschrittenem Blutkrebs ist verstorben. Ob hierfür die COVID-19-Infektion ursächlich ist, wird zurzeit geklärt. Inzwischen konnte die Quarantäne in der Leukämie-Station wieder aufgehoben werden.

„Wir werden aufarbeiten, wie es zu den Infektionen kommen konnte, und uns insbesondere mit der detaillierten Erfassung von Infektionsketten befassen. Dabei setzen wir auch auf die Virus-Genomik. Fragen zu den Abläufen sind dem UKE willkommen, Spekulationen und Schuldzuweisungen sind aber nicht zielführend. Wir müssen aus den Abläufen alle lernen und zukünftig auch besser kommunizieren, um einer möglichen zweiten Corona-Infektionswelle vorbereitet entgegentreten zu können“, sagt Prof. Dr. Burkhard Göke.

„Die Virus-Genomik kann dabei helfen, die Verbreitungswege des neuartigen Corona-Virus nahezu in Echtzeit zu verfolgen. Wir können die konkreten Infektionsketten anhand der in Atemwegsproben von Infizierten vorhandenen Mutationen des Virus nachvollziehen. So können wir zeigen, welche Fälle miteinander im Zusammenhang stehen“, sagt Prof. Dr. Nicole Fischer, Virologin und Forschungsgruppenleiterin im Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene des UKE.

Lockerung der Kontaktsperre

Darüber hinaus äußerte sich der UKE-Vorstandsvorsitzende zur Diskussion um die Lockerung der Kontaktsperre in Hamburg, an der sich auch Expertinnen und Experten des UKE mit unterschiedlichen Ansichten beteiligt haben und dadurch zum Teil in die Kritik geraten waren.

„Insbesondere an einem Universitätsklinikum gilt die Freiheit der Wissenschaft. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die mit der Corona-Pandemie einhergehenden derzeitigen Einschränkungen in den Blick nehmen, kritisch hinterfragen, unterschiedlich bewerten und dazu unterschiedlich Position beziehen. Alle treibt die Sorge um, dass Menschen mit schweren Erkrankungen ohne Verbindung zu COVID-19 wichtige Diagnostik oder Therapien aus Angst vor Ansteckung verzögern oder verpassen und so gravierende Folgeschäden auftreten können. Wir sehen darin weder eine Verharmlosung der Pandemie noch eine Einmischung in politische Entscheidungen. Zudem gibt es keine vorgegebene UKE-Linie, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgezwungen wird“, sagt Prof. Göke.

Der Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE, Prof. Dr. Ansgar W. Lohse, hat gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus renommierten Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland ein Thesenpapier zur Corona-Pandemie entworfen. Konkret haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darin Empfehlungen für eine flexible, risikoadaptierte Strategie ausgesprochen.

„Wir dürfen zwar Hoffnungen in die Medikamenten- und Impfstoffentwicklung setzen, müssen aber auch vorsichtig und realistisch sein. Es kann noch lange dauern, bis ein ausreichend sicherer und wirksamer Impfstoff gefunden und produziert werden kann. Bei den jetzt notwendigen Lockerungen müssen wir verantwortungsvoll gleichzeitig die gefährdete Bevölkerung deutlich effektiver als bisher schützen und andererseits zulassen, dass sich in der jüngeren Bevölkerung möglichst schnell, durch Kita- , Schul- und Hochschulöffnungen, eine natürliche Immunität gegen das Virus ausbreitet, denn Kinder und junge Menschen sind durch dieses Virus glücklicherweise nicht ernsthaft gefährdet. Wir befürchten eine zweite Infektionswelle. Wenn diese dann im Herbst und Winter mit der saisonalen Grippe zusammenfällt, bei gleichzeitig noch nicht abgearbeiteten, jetzt verschobenen Operationen, würden die Krankenhäuser wirklich an den Rand ihrer Kapazitäten kommen“, sagt Prof. Lohse.

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