18.12.2019        AKTUELLES

Hamburg richtet neuen Studiengang Hebammenwissenschaft ein

Die Medizinische Fakultät der Universität Hamburg am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg richten gemeinsam den hochschulübergreifenden Studiengang Hebammenwissenschaft (Bachelor of Science) ein. Der duale Studiengang kombiniert wissenschaftliche und berufspraktische Ausbildungsangebote strukturell und inhaltlich miteinander und ermöglicht in sieben Semestern eine akademische Berufsqualifizierung auf der Basis neuester Erkenntnisse aus der Forschung. Die Kosten für den Regelbetrieb des Studiengangs betragen 3,75 Millionen Euro jährlich und werden von der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung (BWFG) getragen.

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Als eines der ersten Bundesländer wird Hamburg die Akademisierung der Hebammenausbildung umsetzen, durch die Berufspraxis und Wissenschaft optimal miteinander verknüpft werden. Die HAW Hamburg und die Medizinische Fakultät der Universität Hamburg am UKE werden den Bachelor-Studiengang gemeinsam durchführen – diese hochschulübergreifende Kooperation ist bundesweit einmalig. Beide Einrichtungen bieten bereits innovative Studiengänge im Gesundheitsbereich an und stehen zudem für exzellente medizinische und gesundheitswissenschaftliche Forschung, beispielsweise in der Präventivmedizin und Versorgungsforschung, die sie in das Studium einbringen werden. Hiervon profitieren die angehenden Hebammen – und natürlich die werdenden Mütter!“

Prof. Dr. Dr. Andreas H. Guse, Prodekan für Lehre am UKE: „Wir freuen uns, den praxisorientierten, neuen Studiengang Hebammenwissenschaften an die Medizinische Fakultät der Universität Hamburg am UKE anzuschließen. Als Universitätsklinikum fließen bereits heute die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Arbeit unserer Hebammen und Geburtsmedizinerinnen und Geburtsmediziner ein. Daher ist die Akademisierung der Hebammenausbildung für uns eine logische Konsequenz zur Aufwertung dieses verantwortungsvollen Berufes. Der neue iMID Hebammenstudiengang wird von den innovativen Lern- und Lehrmethoden aus unseren Studiengängen von iMED und iMED DENT profitieren. Das gemeinsam mit der HAW Hamburg angebotene Studium bietet Hebammen neue Perspektiven in der Karriereplanung und sichert gleichermaßen einen anspruchsvollen, wissenschaftlich basierten Standard der Ausbildung.“

Prof. Dr. Monika Bessenrodt-Weberpals, Vizepräsidentin für Studium und Lehre sowie Gleichstellung an der HAW Hamburg: „Als Hochschule für Angewandte Wissenschaften freuen wir uns sehr, künftig einen dualen Studiengang Hebammenwissenschaft anzubieten, der zu unserer Expertise in den Gesundheits- und Pflegewissenschaften exzellent passt. Damit können sich Studierende evidenzbasiert und wissenschaftlich reflektiert auf das verantwortungsvolle hebammenkundliche Handeln in den Familien vorbereiten – von der Familienplanung über Schwangerschaft und Geburt bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes. Gemeinsam mit erfahrenen Partnerinnen aus der beruflichen Praxis und mit der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg am UKE werden wir so die Hebammenkunde akademisch weiterentwickeln.“

Hebammenausbildung wird akademisiert

Hebammen arbeiten sehr selbstständig in einem sehr vielseitigen Beruf – zugleich entwickeln sich die Anforderungen stetig weiter: Sie müssen zunehmend auch über umfassende wissenschaftliche Erkenntnisse verfügen und komplexe physiologische und psychische Prozesse begleiten.

Das von der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg und der HAW Hamburg entwickelte Studienkonzept greift die wachsenden Aufgabenbereiche auf: Es berücksichtigt unter anderem forschungsbezogene Erfahrungen und Praxiserkenntnisse von Hebammen, Ärztinnen und Ärzten sowie Best-Practice-Modelle aus dem In- und Ausland. Der neue Bachelor-Studiengang zeichnet sich durch wissenschaftsbezogene und berufspraktische Inhalte über die gesamte Betreuungsphase von Familienplanung bis zum ersten Lebensjahr des Kindes aus. Der praktische Teil der Ausbildung wird in hebammenkundlichen Organisationen, zum Beispiel Lehrkrankenhäusern oder Geburtshäusern, absolviert. Er umfasst knapp die Hälfte der Studienzeit. Die wissenschaftliche Ausbildung findet an den Lernorten von HAW Hamburg und UKE statt. Dafür werden insgesamt acht neue Professuren eingerichtet: sechs an der HAW Hamburg und zwei weitere an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. Das Studium schließt mit dem wissenschaftlichen Abschluss „Bachelor of Science“ (B.Sc.) ab; zusätzlich wird eine staatliche Prüfung zur Erlangung der Berufsbezeichnung „Hebamme“ abgelegt.

Der neue Studiengang wird 60 Studienanfängerplätze pro Jahr umfassen, ab dem Jahr 2023 werden im Regelbetrieb insgesamt 180 Studierende immatrikuliert sein.

Finanzierung:

Die Finanzierung der neuen Hebammenstudiengänge erfolgt bundesweit nach einem dualen Finanzierungsmodell: Die Kosten für den berufspraktischen Teil und die Vergütung der Studierenden werden von den Kostenträgern nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz, also vor allem durch die gesetzliche und die private Krankenversicherung, übernommen. Die Kosten, die an den Hochschulen anfallen, tragen die Länder.

Für den Hamburger Studiengang fallen im Regelbetrieb ab 2023 3,75 Millionen Euro jährlich an. Hinzu kommen einmalig Kosten für die Anmietung, den Umbau und die Einrichtung von geeigneten Räumlichkeiten für Lehre und Forschung – darunter auch die Laborausstattung und Anschaffung eines Geburtssimulators. Hierfür erhalten die Medizinische Fakultät der Universität Hamburg und die HAW Hamburg insgesamt 1,34 Millionen Euro. Die Entwicklungskosten für den Studiengang betrugen 250.000 Euro; davon hat die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz 85.000 Euro übernommen.

Hintergrund:

Die Überführung der Hebammenausbildung von Berufsfachschulen an die Hochschulen haben das Europäische Parlament und der Rat bereits im November 2013 für alle Mitgliedsstaaten verbindlich vorgegeben. Zur Umsetzung der EU-Richtlinie in deutsches Recht haben Bundesregierung und Bundesrat jüngst ein Gesetz zur Reform der Hebammenausbildung beschlossen. Das Gesetz sieht die Einführung eines dualen Studiums und eine Vergütung für Studierende vor. Damit soll die Hebammenausbildung sowohl wissenschaftlich fundiert weiterentwickelt werden als auch an Attraktivität gewinnen. Zugangsvoraussetzung für das Studium ist eine zwölfjährige allgemeine Schulausbildung oder der Abschluss einer erfolgreich absolvierten Berufsausbildung im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege.

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