19.11.2019        AKTUELLES

Antibiotikaresistenzen: Gut zu wissen

Antibiotika helfen immer dann, wenn Bakterien im Körper eine Infektion verursacht haben. Die Weltantibiotikawoche will auf die weltweite Problematik der Antibiotikaresistenzen aufmerksam machen und Bevölkerung, Politik und Gesundheitspersonal für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika sensibilisieren. Die wichtigsten Fragen zum Thema beantwortet Dr. Heike Hilgarth, Stationsapothekerin in der Kli-nik für Intensivmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und Mitglied des Antibiotic-Stewardship-Teams des UKE.

Frau Dr. Hilgarth, wieso entwickelt man Antibiotikaresistenzen?

Dr. Hilgarth: Antibiotika werden zur Bekämpfung bakterieller Infektionen verwendet, doch Bakterien verfügen über die natürliche Fähigkeit, sich gegen Antibiotika zu schützen, Resistenzen zu bilden. Diese entstehen durch Veränderungen im Erbgut der Bakterien oder durch die Aufnahme von Resistenzgenen aus der Umgebung. Bakterien können mehrere dieser Gene aufnehmen und sich so gegen verschiedene Antibiotika schützen. Bakterienstämme, die eine Resistenz gegenüber dem Antibiotikum besitzen, überleben und können sich weiter vermehren und ausbreiten. Wenn Antibiotika zu oft, über einen zu langen Zeitraum oder unsachgemäß angewandt werden, begünstigt das die Entstehung und Verbreitung von resistenten Erregern. Außerdem wirken Antibiotika nicht nur gegen krankheitsverursachenden Bakterien, sondern auch gegen die „guten“ Bakterien in unserem Körper, resistente Stämme können hier im schlimmsten Fall auch Infektionen verursachen.

Wie sieht ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika aus?

Dr. Hilgarth: Antibiotika sollten nur eingesetzt werden, wenn sie wirklich erforderlich sind, und das ist bei Erkrankungen, die durch Viren verursacht werden, nicht der Fall. Auch wenn Bakterien nachgewiesen werden, zum Beispiel im Urin, aber keine Entzündung besteht, ist die Gabe von Antibiotika nicht sinnvoll. Die Erreger müssen zuverlässig nachgewiesen werden, damit ein Antibiotikum gezielt verabreicht und wirken kann. Mit wenigen Ausnahmen sollte die Gabe von Antibiotika so kurz wie möglich gehalten werden.

Was kann jeder einzelne gegen Antibiotika-Resistenzen unternehmen?

Dr. Hilgarth: Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Antibiotika erfordert immer einen umsichtigen Arzt – aber auch Patienten, die nicht auf eine antibiotische Behandlung drängen, wenn sie nicht notwendig ist. Die häufigste Ursache für eine Antibiotika-Verschreibung im ambulanten Bereich ist eine Atemwegsinfektion. Es ist bekannt, dass ein Großteil der Atemwegsinfektionen durch Viren hervorgerufen wird und daher keine antibiotische Behandlung erforderlich ist. Hier ist es wichtig, die Patientinnen und Patienten aufzuklären, dass die Beschwerden in der Regel von alleine weggehen, dass dieser Heilungsprozess jedoch einige Tage andauern kann. Dieser wird durch eine antibiotische Therapie nicht beschleunigt, sondern kann im schlimmsten Fall noch Nebenwirkungen hervorrufen.

Wer kümmert sich in Kliniken um den verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika?

Dr. Hilgarth: Im UKE gibt es seit 2015 ein interdisziplinäres Antibiotic-Stewardship-Team bestehend aus Mikrobiologen, Apothekern und Infektiologen. Das Team hat mehrere Maßnahmen für eine rationale Verordnungspraxis und einen verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika etabliert, zum Beispiel über Freigaberegelungen für Reserve-Antibiotika, Fortbildungsmaßnahmen zum Erlangen des Antibiotika-Zertifikats sowie gesonderten Schulungen von Abteilungen mit einem besonders hohen Antibiotika-Verbrauch.

Antibiotic-Stewardship-Team des UKE

Die Verbreitung von Resistenzen und die weiterhin limitierte Neuentwicklung von Antibiotika sowie die zunehmend häufiger auftretenden Lieferengpässe wichtiger Antibiotika machen mehr denn je eine umsichtige, kontrollierte und angemessene Antibiotika-Anwendung in allen Bereichen der Medizin notwendig. Daher gibt es im UKE seit 2015 ein interdisziplinäres Antibiotic-Stewardship-Team aus Mikrobiologen, Apothekern und Infektiologen, das die Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken des UKE in einer rationalen Verordnungspraxis und einem verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika unterstützt.

Pressemitteilung als PDF-Download


Unternehmenskommunikation

Telefon:+49 (0) 40 7410 - 56061
Fax:+49 (0) 40 7410 - 54932
E-Mail:presse@uke.de
Adresse:Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
GB Unternehmenskommunikation
Martinistraße 52, Gebäude O35
20246 Hamburg