MultiTool

Entwicklung und Evaluation eines computergestützten Tools, das für das hausärztliche Management von Multimorbidität Informationen, Struktur und Entscheidungshilfen bereitstellt

Hintergrund

Das Projekt MultiTool hat zum Ziel, die medizinische Versorgung von Patienten mit Multimorbidität zu verbessern. Multimorbidität bedeutet, dass ein Patient unter drei oder mehr chronischen Erkrankungen leidet, die einer kontinuierlichen medizinischen Versorgung bedürfen. Die Behandlung von neuen oder stärker werdenden Beschwerden stellt Versorgende und Betroffene von Multimorbidität vor große Herausforderungen, da bekannte oder unbekannte Gesundheitsprobleme die Ursache der Beschwerden sein können, Wechselwirkungen zwischen Behandlungen möglich sind und die Anzahl umsetzbarer Behandlungsempfehlungen begrenzt ist. Aus diesen Gründen müssen vor dem Hintergrund der persönlichen und sozialen Situation der Patienten Versorgende und Betroffene gemeinsam entscheiden, welche Behandlungen notwendig sind und welche nicht.

Intervention

In der MultiTool-Studie wird auf Basis der DEGAM-S3 Leitlinie Multimorbidität eine Intervention (vgl. Abbildung 1) entwickelt, die diese Entscheidungsfindung unterstützt. Das zentrale Element der Intervention ist ein computergestütztes Tool, das Informationen und Entscheidungshilfen für die Behandlung bereitstellt. Kernelement des Tools sind Untersuchungsbögen, mit denen Informationen über Behandlungsziele des Patienten, Aktivitäten und Teilhabemöglichkeiten, medikamentöse Versorgung und Behandlungssituation in der Schnittstelle zu anderen Leistungserbringern sowie die Beschwerdelast erhoben werden können. Die dafür benötigten Daten können vom Hausarzt in Konsultationen erhoben oder von Patienten zu Hause elektronisch oder in Papierform eingegeben werden. Dies wird durch ein automatisches Reminder-System per Email unterstützt. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden im Tool übersichtlich zusammengefasst. Dabei können Zeitverläufe dargestellt werden. Zusätzlich bietet MultiTool einen vereinfachte Recherchemöglichkeit in gängigen Literaturdatenbanken sowie direkten Zugang zu hausärztlichen Behandlungsleitlinien.

Abbildung 1: schematischer Ablauf der Intervention

Methoden und erwartete Ergebnisse

Das Projekt hat drei Phasen (vgl. Abbildung 2). Zunächst wird – unter Einbeziehung der Zielgruppe (Hausärzte und Patienten) in zwölf Fokusgruppen –das Tool entwickelt und gemeinsam mit einem IT-Dienstleister programmiert. Anschließend werden eine cluster-randomisierte kontrollierte Evaluationsstudie und die Intervention auf ihre Machbarkeit hin geprüft. Die in den letzten drei Projektjahren durchgeführte Evaluation gibt schließlich Auskunft darüber, ob Patienten von der Intervention profitieren. Ein möglicher Nutzen wird dabei über die Vermeidung oder Verkürzung von Krankenhausaufenthalten gemessen. Das Projekt folgt einem partizipativen Ansatz, der Betroffene, Versorgende und andere gesellschaftliche Gruppen in die Entwicklung, Durchführung und Evaluation der Intervention einbindet. Nach Abschluss der Projektlaufzeit soll das Tool interessierten Hausärzten kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Abbildung 2: Projektphasen

Weitere Informationen sowie eine Projektübersicht finden Sie hier:

Weitere Informationen zum Projekt

You can find more information and a project overview in English here:

More information about the project (english)

Ansprechpartnerin

Julia Nothacker ( j.nothacker@uke.de )

Förderung
Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Förderkennzeichen: 01GY2109

Förderungszeitraum: 2022-2025; eine zweite Förderphase wird für die Jahre 2025-2027 beantragt