[Wände] - Eine Ausstellung zu Wahnsinn, Psychiatrie und Raum

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Krankheit, Mensch und Raum? Wie verhalten sich psychische Erkrankungen und die zur Behandlung eingerichteten Räume zueinander? Was erzählen die Räume einer Psychiatrie über den Umgang mit psychisch erkrankten Menschen? Und welche Spuren hinterlassen die Betroffenen in diesen ihnen oft fremden Räumen?

Finissage am 3.10.2015

Finissage am 3.10.2015
Grafische und photografische Dokumentation: Die ehemalige "Irren-Colonie" in Hamburg Langenhorn

Grafische und photografische Dokumentation: Die ehemalige "Irren-Colonie" in Hamburg Langenhorn

Diesen und anderen Fragen geht die Künstlerin Heidi Pfohl in ihren Arbeiten nach: Ihr Objektiv richtet sie auf Räume der Psychiatrie, zeigt die Vielgestaltigkeit derselben und verweist auf die historischen und mythologischen Ursprünge, die spezifische Umgangsformen mit psychisch Kranken bis heute prägen und sich in den Raum einschreiben.

Ein zentraler Moment ihrer Fotografien liegt auf der Ambivalenz von Innen und Außen und welchen räumlichen Ausdruck dieses Verhältnis jeweils findet: Seien es Fenster, die nicht geöffnet werden können, ein Garten, der nicht wirklich ins Freie führt, eine Glasscheibe, die den Blick in nur eine Richtung freigibt. Stehen im Fokus der Arbeit Lieu/Espace (2013) die Patientenzimmer sowie die Krisen- und Ruheräume von Kinder- und Jugendpsychiatrien, so ist es in dem Werkkomplex Unter den hohen Bäumen (Enquête Psychiatrie) (2014) mit dem belgischen Ort Geel und seinem System der psychiatrischen Familienpflege eine ganze Stadt, die den psychiatrischen Raum rahmt.
Pfohls Bildsprache ist klar und nüchtern, die Perspektive ihrer Kamera (vermeintlich) objektiv. Daraus erwächst jene Spannung, die den Bildern immanent ist und die ihren Ausdruck in dem Kontrast zwischen dem Sichtbaren und dem Nicht-Sichtbaren, dem Darstellbaren und dem Nicht-Darstellbaren findet. Diese Präsenz des Absenten konfrontiert den Betrachter schließlich mit seinen eigenen Vorstellungen und regt dazu an, über das Verhältnis von Wahnsinn, Psychiatrie und Raum nachzudenken.

Heidi Pfohl , geboren 1983 in Böblingen, studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln, wo sie ihr Diplom mit dem Werkkomplex "La Folie à deux" und der schriftlichen Arbeit "Von Geistersehern und Geistermachern - Fotografische Darstellungen des Wahnsinns in den Psychiatrien um die Jahrhundertwende" absolvierte. Heidi Pfohl lebt und arbeitet in Köln.