Forced-Use Therapie im häuslichen Bereich - ein effektives und innovatives Therapiekonzept für Schlaganfallpatienten und Angehörige

Hintergrund:

Der Schlaganfall ist im Erwachsenenalter der Hauptgrund für lebenslange Behinderung. Während ein Großteil der Patienten die Gehfähigkeit wiedererlangt, haben mehr als zwei Drittel anhaltende Funktionsstörungen im betroffenen Arm. In der motorischen Rehabilitation gelten inzwischen aufgabenorientierte, repetitive Verfahren als den traditionellen Behandlungstechniken überlegen. So führt die klassische Forced-Use Therapie zu einer nachhaltigen motorischen Funktionsverbesserung bei Schlaganfallpatienten. Ziel dieser Machbarkeitsstudie war es festzustellen, ob sich diese Therapie auch im häuslichen Bereich der Patienten unter Einbeziehung von nicht professionellen Übungsbegleitern (z.B. Angehörigen) durchführen lässt und welche Therapieerfolge sich erzielen lassen.

Methoden

Schlaganfallpatienten mit einer Parese der oberen Extremität führten nach einer zweitägigen Schulung gemeinsam mit einem Angehörigen über 4 Wochen die Forced-Use Therapie an jeweils 5 Wochentagen für je 2 Stunden in ihrer häuslichen Umgebung durch. Einmal in der Woche erfolgte vor Ort eine zweistündige Supervision durch eine Physiotherapeutin und eine Psychologin. Vor Therapiebeginn, nach 4 Wochen sowie nach 6 Monaten wurden Tests zur Beurteilung der motorischen Funktion und der Lebensqualität durchgeführt.

Ergebnisse

Sieben Patienten und ihre Angehörigen haben das vierwöchige Therapieprogramm vollständig absolviert und anschließend nahezu täglich weiter geübt. Nach vier Wochen zeigten die Patienten signifikante Verbesserungen der motorischen Funktion, die auch nach 6 Monaten noch erhalten waren. In den Tests zur Lebensqualität fand sich eine signifikante Verbesserung in den Bereichen Alltagspartizipation und emotionale Stabilität. Darüber hinaus berichteten Patienten und Angehörige über positive Effekte hinsichtlich der Alltagsbewältigung und der Beziehung zum Übungspartner.

Schlussfolgerung

Die Forced-Use Therapie ist im Rahmen eines häuslichen Therapieprogramms erfolgreich durchführbar und effektiv. Über die anhaltende Verbesserung der motorischen Funktion hinaus hat dieses Therapie-Konzept einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität, Motivation und Eigenverantwortung der Patienten. Die Einbeziehung von Angehörigen als nichtprofessionelle Übungsbegleiter ist möglich und darf in dieser Form als innovativ betrachtet werden.

Diese Studie wurde am 22.6.2007 mit dem Wissenschaftspreis 2007 des Deutschen Verbandes für Physiotherapie - Zentralverband der Physiotherapeuten/Krankengymnasten (ZVK) ausgezeichnet.

Weiterführende Studien:

Förderung der Teilhabe von Schlaganfallpatientinnen und -patienten in der vertragsärztlichen Versorgung durch Constraint Induced Movement Therapy (HOMECIMT)

Förderer: Das Projekt wurde von der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe gefördert

Laufzeit: 04/2004 - 04/2006

Partner: Das Projekt wurde in Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Neurologie und der Physiotherapie des UKE durchgeführt.

Kontakt: Anne Barzel, Prof. Dr. Hendrik van den Bussche