Aktivierung von Selbsthilfepotentialen

Der BKK Bundesverband (BKK BV) fördert seit Oktober 2005 ein Entwicklungsprojekt, das sich die Aktivierung von schwer erreichbaren Betroffenen zur stärkeren Inanspruchnahme der Selbsthilfe zur Aufgabe gemacht hat.

Das Projekt gliedert sich in drei Teilprojekte, die vom Institut für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf fachlich begleitet werden. Dies geschieht in enger Abstimmung mit dem BKK BV, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen (DAG SHG) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG SELBSTHILFE), die gemeinsam die Projektsteuerungsgruppe bilden.

Das Team um Prof. Alf Trojan führte 2005 in einem ersten Schritt des Projektes eine schriftliche Befragung von Selbsthilfekontaktstellen und -unterstützungseinrichtungen durch. Dabei wurden Barrieren und Chancen der Inanspruchnahme von Selbsthilfezusammenschlüssen durch Menschen in schwierigen Lebenslagen erhoben. Parallel zu dieser Befragung wurden Experteninterviews mit Vorständen von Selbsthilfeorganisationen, der Selbsthilfeforschung, mit Vertretern von Gesundheitsämtern und des BKK BV geführt. Die Ergebnisse der zwei Befragungen liegen vor und bilden die Ausgangsbasis für die jeweiligen Teilprojekte:

  • Im Teilprojekt I "Erfahrungsschätze heben" werden die Erfahrungen der befragten MitarbeiterInnen in den Selbsthilfekontaktstellen und -unterstützungseinrichtungen (SKS) z.B. in Workshops mit SKS-MitarbeiterInnen bearbeitet. Daraus sollen Praxishilfen und -konzepte für die Gewinnung schwer erreichbarer Bevölkerungsgruppen für andere Selbsthilfezusammenschlüsse entstehen.
  • Im Teilprojekt II "Mitglieder gewinnen" stehen die Mitgliederanwerbung und -aktivierung in Selbsthilfeorganisationen (SHO) im Vordergrund. Hier werden die Ergebnisse der Expertenbefragungen sowie Literatur- und Internetrecherchen weiterbearbeitet und münden in Multiplikatoren-Konzepte für "Aktivierungshelfer" in den SHO und in der BAG SELBSTHILFE. Konzepte und Strategien zur Gewinnung aktiver Mitglieder sollen auch hier wie im Teilprojekt I im Rahmen von Workshops vorbereitet und entwickelt werden.
  • Das Teilprojekt III "Selbsthilfe in Gang setzen" befasst sich mit der Umsetzung von konkreten "In-Gang-Setzer-Projekten". Insgesamt vier solcher Erprobungsprojekte werden vom BKK BV gefördert und vom Institut für Medizinische Soziologie beraten. Das Konzept sieht vor, dass "In-Gang-SetzerInnen" in bestimmten Settings und für besondere Krankheitsgruppen sich zunehmend Kompetenzen aneignen und dezentral tätig werden. Über Supervision und Beratung sind sie locker an die Kontaktstellen gebunden. Die Projekte reichen von der Selbsthilfeaktivierung im stationären Reha-Bereich über die gemeindenahe ehrenamtliche Multiplikatortätigkeit bis hin zu diagnose- oder risikozentrierten Ansätzen. Ein Beispiel für ein Erprobungsprojekt ist die Selbsthilfe-Förderung von Herz-Kreislauferkrankten in Berlin.

Am Ende des Entwicklungsprojektes sollen stehen:

  • Erfahrungen und Empfehlungen zu nachhaltiger Struktur- und Kompetenzentwicklung, wie z.B. Netzwerke und Partnerschaften, Kooperationsverfahren, Multiplikatoren-Schulungen, Arbeitshilfen;
  • Empfehlungen für weitergehende Forschung, wie z.B. methodische Ansätze und Standards, Qualitätskriterien, Wissenstransfer