Bettenmanagement in Corona-Zeiten

Nicht nur auf Intensivstationen ist die Nachfrage nach Betten derzeit hoch. Steigen die Infiziertenzahlen, müssen auch für Corona-Patientinnen und -Patienten, die derzeit noch keinen Intensivplatz benötigen, neue Kapazitäten geschaffen werden. Wo können Quarantäne- und COVID-19-Stationen eröffnet werden? Und was passiert mit den Patienten, die bisher dort versorgt wurden? Mit Beginn der Corona-Pandemie im März hat das UKE die Koordination der Bettenbelegungen zentralisiert.

Diagnose: COVID-19 – das heißt jedoch längst nicht in jedem Fall, dass ein Patient ein Intensivbett mit Beatmungsgerät benötigt. Viele Corona-Patienten brauchen lediglich ein normales Krankenhausbett, um etwa ihre Atmung zu überwachen. Weitere Patienten müssen aufgrund einer anderen Erkrankung im UKE stationär aufgenommen werden, wurden jedoch positiv auf das Corona-Virus getestet. „Wichtig auch bei diesen Fällen, die keine besonderen Komplikationen vorweisen: die sofortige und zuverlässige Isolation, damit diese Patientinnen und Patienten niemanden anstecken“, betont Janina Schweiger, Pflegerische Zentrumsleitung für Innere Medizin.

Janina Schweiger und Carina Lorey
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Ständiger Austausch
Bei der Belegungskoordination gilt es, viele Dinge zu beachten

Sehr hohe Sicherheitsvorkehrungen mit verschiedenen Schleusen, Regeln für das Betreten der Räume und Vorgaben zum An- und Ablegen von Schutzkleidung ähnlich wie auf Intensivstationen verhindern, dass sich das Virus im Rest der Klinik ausbreiten kann. „Als im März die Zahl der Corona-Infizierten in die Höhe schoss, mussten wir innerhalb kürzester Zeit neue Quarantäne- und COVID-Plätze im UKE schaffen“, berichtet Carina Lorey. Sie sorgte als Mitarbeiterin in der Medizin- und Strukturplanung dafür, Patienten innerhalb der Kliniken des UKE zu verlegen, sodass ganze Stationen für die Quarantäne von Verdachtsfällen oder die Belegung von Corona-Patienten freigeräumt werden konnten.

Enormer koordinatorischer Aufwand

„Eine Isolationsstation haben wir normalerweise im UKE für infektiöse Patienten zur Verfügung“, erklärt Schweiger. Ad hoc neue Quarantäne- beziehungsweise COVID-Betten zu schaffen, bedeute, Patienten, bei denen dies medizinisch vertretbar ist, nach Hause zu entlassen und verbleibende Patienten zügig in andere Bereiche des UKE zu verlegen. Dies sei nur in enger Abstimmung mit allen Berufsgruppen, darunter Ärzte, Pflege und Belegungsmanagement, möglich. Auf welche andere Station ein Patient umziehen kann, hänge von vielen Faktoren ab – etwa von den Geräten, die er während seines Klinikaufenthaltes an seinem Bett benötigt. „Auch unsere Normalpatienten brauchen dringend medizinische Therapien und Betreuung“, verdeutlicht Schweiger, „sie haben teilweise sehr schwere Erkrankungen“.

Bisher habe das Einrichten zusätzlicher Quarantäne- und COVID-19-Stationen trotz des enormen koordinatorischen Aufwands reibungslos funktioniert, zeigt sich Lorey zufrieden. „Wir haben aus der ersten Corona-Welle gelernt: Im Sommer, als sich die Bettenbelegungen fast wie im Normalbetrieb anfühlten, haben wir einen Stufenplan entwickelt, der uns jetzt zugutekommt.“ Mithilfe dieses Stufenplans wusste sie im Oktober, als die Infektionszahlen in Hamburg und ganz Deutschland wieder anstiegen, jederzeit, was als nächstes zu tun war. „Wir waren den realen Fällen sogar planerisch voraus, da wir aus den statistischen Daten frühzeitig die Entwicklung absehen konnten“, sagt sie.

Tägliche Abstimmung über akut benötigte Kapazitäten

Eine immense Infrastruktur- und Personalplanung steht dabei hinter jedem benötigten Quarantänebett, hinter jedem Corona-Patienten, „denn es kommt ja nicht nur auf das Bett, auf die Station selbst an, sondern auch auf die Mitarbeiter im pflegerischen und ärztlichen Dienst, die sich um die betreffenden Patienten kümmern sollen“. Denn auch die Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte könnten von Quarantänemaßnahmen betroffen sein. Lorey: „Ich stimme mich täglich mit den Ärztlichen Klinikdirektoren sowie den Pflegerischen Zentrumsleitungen darüber ab, wo akut Kapazitäten benötigt werden, wo wir welche schaffen können oder wo unter Umständen sogar Kapazitäten weggebrochen sind.“ Drei Quarantänestationen wurden innerhalb der zweiten Welle im Oktober und November eingerichtet. Aktuell gibt es neben der Quarantänestation für Verdachtsfälle drei COVID-19-Stationen im Normalberich.

Zwischenzeitlich hat das UKE die Transformation zu einem zentralen Belegungsmanagement vollzogen. Carina Lorey ist nun als Leiterin des Zentralen Belegungsmanagement im UKE zuständig – und zwar auch über die Zeit der Corona-Pandemie hinaus.

Text: Katja Strube, Fotos: Axel Kirchhof (Stand: 5. Januar 2021)