Jakob Matschke
Priv.-Doz. Dr. med.
Jakob Matschke
  • Stellvertretender Institutsdirektor
  • Leitung forensische Neuropathologie
  • Oberarzt
  • Facharzt für Rechtsmedizin
  • Facharzt für Neuropathologie
Standort

O38, 2. Etage, Raumnummer 236

Forensische Neuropathologie

Die forensische Neuropathologie ist ein relativ junges Teilgebiet, das die Neuropathologie mit der Gerichtsmedizin verbindet und genau an der Schnittstelle der beiden Hauptdisziplinen angesiedelt ist, um bei einigen der notorisch schwierigen Fragen der forensischen Pathologie zu helfen. Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf das tödliche missbräuchliche Kopftrauma bei Säuglingen (früher bekannt als Shaken-Baby-Syndrom) und versuchen, die dahinter stehenden pathogenen Mechanismen zu ergründen und gleichzeitig die diagnostischen Kriterien zu verbessern und zu standardisieren, um eine solidere wissenschaftliche Grundlage auf diesem Gebiet zu schaffen. Ein weiteres Interesse gilt den neuropathologischen Merkmalen des plötzlichen Kindstods (SIDS) und dem damit eng verbundenen plötzlichen unerwarteten Tod bei Epilepsie (SUDEP). Außerdem untersuchen wir, ob neurodegenerative Veränderungen ein Risikofaktor für Selbstmord sein könnten.

Im Laufe der Jahre haben wir uns als Experten für die Diagnostik missbräuchlicher Schädelverletzungen bei Säuglingen etabliert, arbeiten eng mit den forensischen Pathologen zusammen und treten als Sachverständige für die Staatsanwaltschaft an Gerichten in ganz Deutschland auf. Wir waren in der Lage, ein Archiv von fast 100 Fällen aufzubauen, das wissenschaftliche Studien in großem Umfang ermöglicht.

Wir und andere haben nun überzeugend nachgewiesen, dass bei Opfern von missbräuchlichen Kopftraumata eine hypoxisch-ischämische Hirnschädigung die Hauptursache für Hirnschäden ist, während diffuse traumatische axonale Schädigungen entgegen früheren Theorien selten oder gar nicht auftreten.

APP-positive Axone werden bei missbräuchlichen Kopftraumata nur verstreut im Hirnstamm in der Nähe wichtiger regulatorischer Zentren im unteren Hirnstamm gesehen, was höchstwahrscheinlich als Surrogatmarker für den plötzlichen Atemstillstand und/oder Kreislaufstillstand dient, der für missbräuchliche Kopftraumata typisch ist.

Schematische Darstellung des zentralen neuronalen Musters für die Atmung im unteren Hirnstamm mit unmittelbar benachbarter fokaler traumatischer Axonalverletzung.

Zerebelläre Heterotopie des Säuglings, eine besondere Fehlbildung des Kleinhirns, die fast ausschließlich bei SIDS-Opfern auftritt.