Prof. Dr. Camilla Schinner

Professur für Zelluläre und Molekulare Anatomie (Schwerpunkt Molekulare Kardiologie)

Was hat Ihr Interesse an einer wissenschaftlichen Karriere bzw. Ihr Berufsfeld geweckt?

Ich war schon immer neugierig und wollte verstehen wie Dinge funktionieren. Mich fasziniert, was man durch pures Beobachten in Kombination mit Logik und Kreativität entdecken kann. Ich habe Spaß daran, Fragen zu stellen und wenn es dann sogar gelingt sie zu beantworten macht das geradezu süchtig. Darum liebe ich die Naturwissenschaften und Medizin, aber auch Geschichte und Kunst – auch da geht es darum, die richtige Frage zu finden und zu verstehen, wie das eine zum anderen führt. In der Anatomie mit ihrer Kombination aus biomedizinischer Forschung und manuell anspruchsvoller Lehre, die auch immer einen historischen und ästhetischen Kontext hat, habe ich ein Berufsfeld gefunden, das alle meine Leidenschaften vereint.


Wollten Sie schon immer Professorin werden?

Nein! Ich begeistere mich für ein Thema, nicht für eine Position – die Professur bietet mir aber letztendlich das Umfeld, in dem ich unabhängig an diesen Themenarbeiten kann.


Was begeistert Sie als Professorin noch immer?

Eigentlich die Begeisterung selbst - der „Heureka“-Moment, wenn man plötzlich versteht, wie etwas grundlegend funktioniert. Das kann durch Experimente im Labor sein, aber auch wenn es mir durch meinen Unterricht gelingt, dies bei Studierenden auszulösen.


Was gefällt Ihnen an der Arbeit als Professorin?

Zum einen die Freiheit eigene Ideen zu entwickeln und diese dann im Team bearbeiten zu können. Zum anderen die Möglichkeit mit meinen Visionen mein Forschungs(um)feld und Fach aktiv mitgestalten zu können.

Was gefällt Ihnen nicht ganz so gut an Ihrer Arbeit?

Sehr wenig – da fallen mir eigentlich nur die meist langwierigen bürokratischen und administrativen Prozesse ein, die einen oft von der eigentlichen Tätigkeit ablenken.

Gab es kritische Phasen im Laufe Ihrer Karriere, und wie sind Sie damit umgegangen?

Ich habe das Glück, bis jetzt keine wirklich kritischen Phasen erlebt zu haben. Wie in jedem Karriereweg gab es bei mir aber Scheidepunkte, wo ich mich für eine Türe entscheiden musste mit dem Wissen, dass dadurch andere Türen zugehen. Es kann bedeuten an einem anderen Ort oder in ein anderes Umfeld zu wechseln und vieles wieder neu aufzubauen. Diese Phasen sind kritisch, aber auch sehr spannend. Ich habe dann versucht in Ruhe alle Fakten zu sammeln und es hat mir sehr geholfen mit Freunden, Familie und Kolleginnen und Kollegen das Für und Wider besprechen zu können. Am Ende war ich mit der finalen Entscheidung immer sehr glücklich, obwohl sie eigentlich anders als mein erster Impuls ausgefallen ist.

Welches sind die Schwerpunkte Ihrer Forschung?

Ich interessiere mich für genetische Kardiomyopathien - also vererbliche Herzerkrankungen - und suche nach Möglichkeiten diese besser diagnostizieren und behandeln zu können.


Muss man sich, Ihrer Meinung nach schon in einer sehr frühen Karrierephase dafür entscheiden, den Weg zur Professur einzuschlagen?

Ich glaube am wichtigsten ist die Entscheidung für oder auch gegen eine Professur ab einem gewissen Karrierestadium bewusst zu treffen und dann die nächsten Karriereschritte gezielt auszurichten – da ist dann gar nicht so wichtig, wann das genau passiert.


Wie würden Sie die Vereinbarkeit ihres Berufes mit Freizeit und Familie einschätzen?


Erzählen Sie uns gerne kurz von einem ganz besonderen Moment in Ihrer Karriere.


Welche Unterstützungsangebote auf dem Weg zur Professur waren für Sie sehr hilfreich? Gab es eine Person, die Sie inspiriert hat?

Ich habe sehr von verschiedenen Mentoringprogrammen an der Universität Basel und innerhalb der Anatomischen Gesellschaft profitiert. Ich glaube es ist wichtig, sich unterschiedliche Mentorinnen und Mentoren zu suchen, die bei verschiedenen Themen und Problemen neue Blickwinkel geben können. Ich habe außerdem das Glück von sehr vielen Menschen inspiriert und unterstützt zu werden - von Kolleginnen und Kollegen bis hin zu meiner Familie und Freunden. Ich bewundere Menschen, die mit Herzblut und Leidenschaft ihre Visionen verfolgen - egal in welchem Gebiet. Auf die Anatomie kam ich während des Präparierkurses im Studium, bei dem mich mein damaliger Dozent mit seiner Begeisterung für die anatomische Lehre angesteckt und mir dann auch später im Rahmen meiner Doktorarbeit die Türe in die Welt der Forschung geöffnet hat.


Welches sind Ihre zukünftigen Visionen, was wollen Sie im Weiteren erreichen?

Wissenschaftlich will ich neue Therapieoptionen für Kardiomyopathien finden, die letztendlich beim Menschen angewendet werden können. In der Lehre sehe ich die Anatomie als wichtigen Grundstein bei der Ausbildung medizinischer Berufe, welchen ich, z.B. durch Programme der Nachwuchsförderung, aktiv gestalten und fit für die Zukunft machen möchte.


Was würden Sie gerne jungen Wissenschaftlerinnen und Studierenden mit auf den Weg geben?

Selbstzweifel sind ganz normal. Jede/r hat sie und sie sind wichtig als Antrieb um besser zu werden – aber sie dürfen uns niemals daran hindern den nächsten Schritt zu gehen!

MEILENSTEINE
2018Promotion, Ludwig-Maximilians-Universität, München
2023Fachanatomin der Anatomischen Gesellschaft
03/2023 - 05/2024Juniorprofessorin, Institut für Angewandte und Funktionelle Anatomie, Medizinische Hochschule Hannover
06/2024Professorin für Zelluläre und Molekulare Anatomie, Institut für Anatomie und Experimentelle Morphologie, UKE
seit 07/2024Assistent Professor (SNSF Starting Grant), Klinik für Kariologie, Inselspital und Universität Bern