Prof. Dr. Renate Bonin-Schnabel

Professur für Innere Medizin - Kardiologie

Was hat Ihr Interesse an einer wissenschaftlichen Karriere bzw. Ihr Berufsfeld geweckt?

Mir war bereits im Studium klar, dass ich weiter im akademischen Umfeld bleiben möchte. Die vielen offenen Fragen in der Medizin, die phantastischen Entwicklungen der Medizin im allgemeinen und der Kardiologie im Besonderen machen sie zu einem Fach und wissenschaftlichen Umfeld, das eine große Faszination ausübt. Das Herz-Kreislaufsystem und die rasanten Entwicklungen im Verständnis der Mechanismen, neue Therapiestrategien und Devices wird jeden in den Bann ziehen. Der messbare Benefit für unsere Patient:innen liegt auf der Hand. Teil zu haben an diesen Entwicklungen und am Krankenbett die Innovationen umzusetzen, macht es hochattraktiv in der Kardiologie und kardiovaskulären Forschung zu arbeiten.


Wollten Sie schon immer Professorin werden?

Dies war nicht mein erklärtes Berufsziel. Ich habe es auch nie forciert. Über die Jahre in Klinik, Lehre und Forschung war es eher eine automatische Entwicklung.


Was begeistert Sie als Professorin noch immer?

Die vielen offenen Fragen in der kardiovaskulären Medizin, die wir uns jeden Tag in der Klinik stellen, bieten so viel Forschungsbedarf, das wir nicht hinterherkommen. Die neuen Daten und vielen Innovationen, die jedes Jahr in der Kardiologie entstehen, auch in unserer Arbeitsgruppe, faszinieren und müssen an die Generation weitergegeben werden. Wenn es mir immer wieder gelingt, den Studierenden und jungen Kolleg:innen dieses Wissen und die Begeisterung zu vermitteln, macht meine Rolle als Professorin Sinn.


Was gefällt Ihnen an der Arbeit als Professorin?

Ich finde die Vielfalt der Betätigungsfelder einer Professorin in Innere Medizin und Kardiologie als sehr abwechslungsreich. Man macht Klinik und kann die hier gewonnenen Einblicke in sinnvolle Forschungsfragen umsetzen sowie die eigenen Kenntnisse und Erfahrungen an die nächste Generation von Mediziner:innen weitergeben, damit sie noch besser werden und ganzheitlich zum Patient:innenwohl beitragen können.

Was gefällt Ihnen nicht ganz so gut an Ihrer Arbeit?

Es gibt auf allen drei wesentlichen Tätigkeitsfeldern einer Professorin in Innere Medizin – Kardiologie so viele Aspekte und Möglichkeiten, dass ein 24-Stunden Tag nicht ausreicht.

Gab es kritische Phasen im Laufe Ihrer Karriere, und wie sind Sie damit umgegangen?

Wirklich kritische Phasen gab es nie, da ich das Glück hatte, immer in einem sehr motivierten und supportiven Umfeld arbeiten zu dürfen. Gewünscht hätte ich mir mehr weibliche Vorbilder in der Kardiologie.

Welches sind die Schwerpunkte Ihrer Forschung?

Klinische und Populationsepidemiologie, Digitalisierung, Omics zur kardiovaskulären Risikostratifizierung.


Muss man sich, Ihrer Meinung nach schon in einer sehr frühen Karrierephase dafür entscheiden, den Weg zur Professur einzuschlagen?

Nein, man muss sich nicht früh entscheiden. Wenn man Freude an einer akademischen Tätigkeit hat, also Klinik, Forschung und Lehre mit Leidenschaft betreibt, ein bisschen Glück und Erfolg hat, wird man sich irgendwann fast wie selbstverständlich in Richtung Professur entwickeln.


Wie würden Sie die Vereinbarkeit ihres Berufes mit Freizeit und Familie einschätzen?

Beruf, Freizeit und Familie lassen sich vereinbaren mit Hilfe von Managementfähigkeiten und Flexiblität. Wichtig ist es, das, was man tut, gerne zu machen. Dann lassen sich unterschiedliche Verpflichtungen und Bedürfnisse unter einen Hut bringen. Ein unterstützendes familiäres und soziales Umfeld hat ebenso einen hohen Wert.


Erzählen Sie uns gerne kurz von einem ganz besonderen Moment in Ihrer Karriere.

Ein besonderer Moment war die Bewilligung eines Forschungsgrants (Emmy NoetherProgramm), das mir die Gründung meiner eigenen Arbeitsgruppe erlaubte. Auf einmal war ich in der Lage, mein Team aufzubauen und gemeinsam und interdisziplinär effizient an meinem Forschungsthema zu arbeiten, was mittlerweile die kardiologischen Leitlinien verändert hat.


Welche Unterstützungsangebote auf dem Weg zur Professur waren für Sie sehr hilfreich? Gab es eine Person, die Sie inspiriert hat?

Fördergelder, die mir unabhängiges Arbeiten ermöglichten, waren entscheidend für meine unabhängige Karriere. Ich habe profitiert von sehr gutem Mentoring durch meinen Chef, Prof. Blankenberg und meine Mentorin und Freundin Prof. Emelia J.Benjamin, Boston.


Welches sind Ihre zukünftigen Visionen, was wollen Sie im Weiteren erreichen?

Meine Vision ist es, jungen Mediziner:innen und Wissenschaftler:innen ein Umfeld in Klinik und Forschung zu schaffen, das inspirierend ist, die Medizin, insbesondere die Kardiologie innovativ weiterentwickelt und damit Patient:innen mit Herzerkrankungen eine bessere Lebensqualität und längeres, beschwerdefreies Leben sichert.


Was würden Sie gerne jungen Wissenschaftlerinnen und Studierenden mit auf den Weg geben?

Die Kardiologie ist sicher ein medizinisches Fach, das die letzten Dekaden die meisten Fortschritte gesehen hat. Grundlegendes Verständnis von Krankheitsmechanismen, Blockbuster Medikamente, nie dagewesene Methoden und Devices zur interventionellen Therapie, eine Vorreiterrolle in der digitalen Medizin, all dies zeichnet das Fach aus. Wer Spaß an Innovation hat und Engagement mitbringt, wird in der Kardiologie in Klinik und Forschung ein aufregendes Betätigungsfeld finden.

MEILENSTEINE
2002Promotion, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
2011Fachärztin Innere Medizin
2011Habilitation, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
2011Umhabilitation UKE
2016Berufung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
 
Weiterbildung:
Fachärztin Kardiologie