Prof. Dr. Julia Elisabeth Neumann
Juniorprofessur (W1) für „experimentelle und molekulare neuroonkologische Pathologie“ mit Tenure Track Option nach W2
Was hat Ihr Interesse an einer wissenschaftlichen Karriere bzw. Ihr Berufsfeld geweckt?
Als kleines Mädchen schaute ich die Fernsehserie Doktor Quinn und war von der starken Frau und exzellenten Ärztin in der Serie beeindruckt, von da ab wollte ich Medizin studieren. Die Wissenschaft (im Bereich der Naturwissenschaften) hatte mich ebenfalls schon früh begeistert, da ich die Möglichkeit ungelösten Fragestellungen nachgehen zu können faszinierend fand. Wirklich "Feuer gefangen" habe ich dann während meiner experimentellen Doktorarbeit während des Medizinstudiums.
Wollten Sie schon immer Professorin werden?
Eigentlich wollte ich Hausärztin werden, da ich sehr gerne mit Menschen zu tun habe. Durch die experimentelle Doktorarbeit während des Medizinstudiums kam ich aber dann mit dem Fach Neuropathologie in Kontakt. Noch während des Studiums wurde mir dann eine Assistenzärztinnenstelle in der Neuropathologie angeboten und seither begeistert mich das Fach. Da Neuropathologie ein Universitäres Fach ist war damit dann auch das Ziel Professorin werden zu wollen gesetzt.
Was begeistert Sie als Professorin noch immer?
Die wissenschaftliche Freiheit und die Möglichkeit sich kreativ ausleben zu können. Die interdisziplinäre Kollaboration in Forschungsprojekten mit der Möglichkeit immer wieder neue Dinge und Blickwinkel erlernen zu können.
Was gefällt Ihnen an der Arbeit als Professorin?
Die Ausbildung von - und Interaktion mit - klugen jungen Köpfen mit eigenen Ideen; die Vielfältigkeit der Arbeit und die Möglichkeit Wissenschaft und klinische Diagnostik kombinieren zu können.
Was gefällt Ihnen nicht ganz so gut an Ihrer Arbeit?
Die manchmal limitierende Administration und die Planungsunsicherheit, da die allermeisten Stellen der Arbeitsgruppe von Drittmittelzusagen abhängig sind. Da Drittmittelprojekte meist 1-3 Jahre Laufzeit haben, kann man somit meist auch nur kurzfristig planen.
Gab es kritische Phasen im Laufe Ihrer Karriere, und wie sind Sie damit umgegangen?
Die Zeit nach der Postdocphase und vor dem Aufbau meiner eigenen Arbeitsgruppe war kritisch. In dieser Phase kamen für mich viele Dinge zusammen, die bevorstehende Facharztprüfung, die Geburt meiner beiden Kinder und zudem benötigte ich Drittmittelgelder zum Aufbau einer eigenen Gruppe. Während der Elternzeit schrieb ich einen großen Drittmittelantrag, der zunächst nicht gefördert wurde. Das war frustran, aber ich nutzte das Feedback der Reviewer, um den Antrag zu verbessern und erneut in anderer Form einzureichen. Schließlich erhielt ich die DFG-Förderung im Emmy Noether Programm. Dies war für den Aufbau meiner Arbeitsgruppe essenziell und hier kann ich nur betonen, wie wichtig derartige längerfristig angelegte Programme sind.
Welches sind die Schwerpunkte Ihrer Forschung?
Mein Schwerpunkt sind bösartige Hirntumore; hier versuche ich mit präklinischen Modellsystemen sowie multimodalen Datenanalysen an humanem Tumormaterial die Tumorklassifikation zu verbessern und die Pathogenese dieser Tumoren besser zu verstehen, um zielgerichtete Therapien zu entwickeln.
Muss man sich, Ihrer Meinung nach schon in einer sehr frühen Karrierephase dafür entscheiden, den Weg zur Professur einzuschlagen?
Ich denke, dass es sehr wichtig ist sich selbst klare Ziele zu setzen. Wenn man gerne langfristig in der Wissenschaft bleiben will, sollte man früh die Professur anstreben. Gleichzeitig ist es wichtig, sich immer klarzumachen, dass es nicht nur den einen richtigen Weg gibt. Den Spaß an der Sache sollte man auch auf keinen Fall verlieren.
Wie würden Sie die Vereinbarkeit ihres Berufes mit Freizeit und Familie einschätzen?
Da mein Beruf flexible Arbeitszeiten zulässt und mein klinischer Chef die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt, finde ich, dass sich die wissenschaftliche Tätigkeit, die klinische Diagnostik und die Familie recht gut vereinbaren lassen- auch wenn es bisweilen sehr anstrengend ist. Hierbei ist auch die exzellente Kinderbetreuung der Stadt Hamburg positiv hervorzuheben, da die Ganztagesbetreuungsangebote von KITAs und Grundschulen unsere Vollzeittätigkeit als Eltern überhaupt erst möglich machen. Zudem ist eine klare und ausgewogene Aufteilung der Familienaufgaben in der Partnerschaft eine wichtige Voraussetzung.
Erzählen Sie uns gerne kurz von einem ganz besonderen Moment in Ihrer Karriere.
Ich denke entscheidend war für mich während meines ersten Jahres als Assistenzärztin ein Gespräch mit meinem Doktorvater, der mir deutlich sagte, dass ich zielstrebig, fleißig und beharrlich sein muss, um in der Wissenschaft erfolgreich zu sein. Diese Dinge versuche ich mir seither zu Herzen zu nehmen. Highlights in meiner Karriere waren für mich außerdem die Annahme meines Papers 2017 in Nature Medicine, die Förderzusage der DFG im Emmy Noether Programm, die bestandene Facharztprüfung und der erste Ruf.
Welche Unterstützungsangebote auf dem Weg zur Professur waren für Sie sehr hilfreich? Gab es eine Person, die Sie inspiriert hat?
Bei wichtigen Entscheidungen war es für mich stets hilfreich Rat von erfahrenen Kollegen und Kolleginnen einzuholen. Hilfreich finde ich außerdem den regelmäßigen Austausch mit anderen Arbeitsgruppenleiterinnen. Prinzipiell haben mich starke, erfolgreiche Frauen schon immer inspiriert, sei es initial Dr. Quinn aus der Fernsehserie als Kind, aber auch Professorinnen wie Sonja Loges oder Michelle Monje, welche es schaffen Kinder und Beruf erfolgreich miteinander zu vereinbaren. Auch mein Doktorvater Ulrich Schüller war stets ein Vorbild für mich.
Welches sind Ihre zukünftigen Visionen, was wollen Sie im Weiteren erreichen?
Die Digitalisierung und die neuartigen Möglichkeiten durch KI-Anwendungen haben großes Potential die Diagnostik der Neuropathologie und Pathologie zu revolutionieren. Ich plane die bereits begonnene Forschung in diesem Bereich weiter auszubauen sowie die interdisziplinäre Forschungsarbeit zu intensivieren mit dem Ziel die Diagnostik und Effizienz in unserem Fach zu verbessern. Im Bereich der Neuroonkologie bleibt es mir weiterhin ein hohes Anliegen Hirntumorpatienten eine effiziente, nebenwirkungsarme Therapie zu ermöglichen. Hier möchte ich vor allem die Proteomik dieser Tumoren im Detail analysieren und die Erkenntnisse daraus für Diagnostik, Therapiestratifizierung und für die Entwicklung neuer Therapien nutzbar machen. Entsprechend plane ich meine Forschungsarbeitsgruppe weiter zu vergrößern. Klinisch könnte ich mir auch vorstellen mehr Verantwortung zu übernehmen. Bei allen Entscheidungen in der Zukunft wird aber natürlich die Vereinbarkeit mit der Familie ebenfalls eine Rolle spielen.
Was würden Sie gerne jungen Wissenschaftlerinnen und Studierenden mit auf den Weg geben?
Setzt euch klare Ziele und lasst euch nicht von Selbstzweifeln entmutigen. Auch eure Vorbilder zweifeln manchmal und das ist ganz normal. Sucht euch ein/e Mentor/in für Rat (und auch Motivation!) hinsichtlich anstehender Entscheidungen. Und verliert nie den Spaß an dem was ihr tut!
| MEILENSTEINE | |
|---|---|
| 2011 | Dr. med. LMU München |
| 2019 | Fachärztin für Neuropathologie |
| 2019 | Ruf auf die W2 Professur (tenure track) Molekulare Tumorneuropathologie amZentrum für Neuropathologie, LMU München - abgelehnt |
| seit 03/2021 | W1 Professorin (tenure track nach W2) für Molekulare neuroonkologische Pathologie am Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg(ZMNH), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) |