Warum unterdrückt Schwangerschaft Schübe der MS?
Aktuelle Studien zeigen auf, dass die Immunantwort der Mutter während der Schwangerschaft keinen "immunsuppressiven Zustand" darstellt, sondern eine aktive Anpassung – insbesondere von T-Zellen – an die väterlichen, plazentaren Fremdantigene. Interessante Hinweise auf die übergeordnete Bedeutung dieser Immun-Anpassung kommen aus klinischen Beobachtungen bei Autoimmunkrankheiten, einschließlich Multipler Sklerose (MS). Mehrere Studien haben gezeigt, dass die entzündliche Krankheitsaktivität und das Risiko für sogenannte MS-Schübe während der Schwangerschaft abnehmen, aber nach der Entbindung wieder zunehmen. Die Verringerung der Rückfallrate wird im dritten Trimester auf bis zu 80% geschätzt. Hierbei handelt es sich um eine weitaus höhere Reduktion der Krankheitsaktivität, als bei gegenwärtig verfügbaren MS-Therapien erreicht werden kann. Interessant ist, dass im MS-Mausmodell, der experimentellen autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE), trächtige Weibchen ebenfalls vor der Krankheit geschützt sind, nach der Geburt jedoch zunehmende Nervenentzündung aufzeigen.
Das Ziel dieses Projektes ist es, die verantwortlichen Mechanismen zu verstehen, über die durch eine Schwangerschaft herbeigeführte Immunanpassung von Vorteil für den Verlauf der mütterlichen Autoimmunität ist. Basierend auf unseren vorläufigen Daten haben wir die Hypothese aufgestellt, dass die immunologische Anpassung der Mutter an die fetalen Antigenen während der Schwangerschaft auch Auswirkungen auf die Reaktion gegen Körpereigene Antigene hat, wodurch Linderung von Autoimmunerkrankungen eintritt.
Diese Hypothese werden im Tiermodell mit MS-ähnlicher Symptomatik, sowie durch eine klinisch prospektive Kohorte mit weiblichen MS-Patienten im Verlauf der Schwangerschaft und nach der Geburt überprüft.
Innerhalb der Klinischen Forschergruppe 296 steht dieses Projekt in enger Beziehung zu den Projekten „Warum bekommen Frauen ernsthafte Grippeerkrankungen während der Schwangerschaft?“ und „Einfluss von Schwangerschaftshormonen auf die Immunität“, um ein umfassendes Bild von den „Kosten und Nutzen“ des feto-maternalen Immundialoges und den gesundheitlichen Vorteilen und Nachteilen von werdenden Müttern zu erhalten.
Projektlaufzeit: 2015-2018 | 2018-2021
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WARUM UNTERDRÜCKT SCHWANGERSCHAFT SCHÜBE DER MS ?