Steroidbehandlung während der Schwangerschaft

KFO296
Klinische Forschergruppe 296
Pränatale Behandlung mit Steroiden
Pränatale Behandlung mit Steroiden

In den letzten 30 Jahren wurden schwangeren Frauen bei einem erhöhten Risiko einer Frühgeburt Kortikosteroide verabreicht, hierzu zählt beispeilsweise Betamethason. Durch dieses Medikament wird die Lungenreifung des ungeborenen Kindes beschleunigen, um die Atmung des möglicherweise zu früh geborenen Kindes zu verbessern. Die deutlich höhere Überlebensrate der Frühgeborenen bestätigt die Wirksamkeit dieser Behandlung. Jedoch wurden langfristige Auswirkungen der Gabe von Betamethason bei drohender Frühgeburt bisher nicht näher untersucht, insbesondere die möglichen Auswirkungen auf das Immunsystem. Hier liegt eine Schädigung durch Betamethason nahe, da bekannt ist, dass Steroide die Entwicklung von T-Zellen stören und den Zelltod herbeiführen können.

Die Entwicklung des Immunsystems von Säugetieren beginnt vor der Geburt. Der Thymus ist ein wesentliches Organ für die T-Zell-Entwicklung und immunologischer Toleranz. Bei der Geburt ist die Thymusfunktion auf ihrem Höhepunkt, somit können Ereignisse, die die Thymusfunktion und Thymusentwicklung vor der Geburt beeinflussen, Folgen für die Immunität des Kindes haben. Die Injektion von physiologischen Dosen von Betamethason im Mausmodell haben eine dramatische Verringerung der Thymusgröße gezeigt, sowie den Zelltod von T -Vorläuferzellen. Anschließend wurde ein beschleunigter Reifungsprozess von T-Zellen beobachtet, welches mit Fehlern in deren Funktion verbunden sein kann. In vitro-Behandlungen von menschlichen Zellen aus dem Thymus, des sogenannten Thymozyten, mit niedrigen Dosen von Betamethason, haben ebenfalls eine Zunahme des Zelltodes bei den sich entwickelnden Zellen gezeigt.

Aktuelle Studien zeigen, dass die Gabe von pränatalen Steroiden ein Risikofaktor für Neugeborene darstellt, an Infektionen kurz nach der Geburt oder an Asthma bzw. Diabetes im späteren Leben zu erkranken. Angesichts der Bedeutung von T-Zellen bei der adaptiven Immunantwort stellen wir die Hypothese auf, dass pränatale Steroidbehandlung die normale Entwicklung des kindlichen Immunsystem beeinträchtigt und das Risiko für Autoreaktivität / Allergie im späteren Leben erhöht.

Der Schwerpunkt unseres Projekts ist die Erforschung der T-Zell-Entwicklung und deren langfristige Auswirkungen auf das Immunsystem – z. B. das Auftreten von Autoimmunität und Allergien – bei Nachkommen, deren Mütter mit pränatalen Kortikosteroiden behandelt wurden.

Da etwa die Hälfte aller Frauen, die mit pränatalen Steroiden bei drohender Frühgeburt behandelt wurden, nicht vorzeitig entbunden haben, könnte das Bewusstsein der schädlichen Langzeitwirkungen für das kindliche Immunsystem zu einer Neubewertung der Behandlungsprotokolle führen.

Projektlaufzeit: 2015-2018 | 2018-2021

  • PRENATALE STEROIDE

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  • ProjektleiterInnen