Migräne

Etwa 14% aller Menschen leiden an einer Migräne, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind. Die Kopfschmerzen treten häufig einseitig und attackenartig auf, dauern 4-72 Stunden und sind von stechendem und pulsierendem Charakter. Typisch sind Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und/oder Lärmempfindlichkeit. Auch Schwindel und Verschwommensehen können zum klinischen Erscheinungsbild gehören. Nur etwa 15% aller Migränepatienten leiden an einer Migräne mit Aura (migraine accompangnée oder klassische Migräne) Eine Aura ist ein neurologisches Symptom, das typischerweise kurz vor dem Kopfschmerz auftritt, bis zu 60 min dauern kann und sich anschließend vollständig zurückbildet, bevor der Kopfschmerz einsetzt. Meist betrifft die Aura das Gesichtsfeld, das heißt, das Sehen von farbigen Blitzen und Zacken (sog. Fortifikationen), aber auch Ausfälle im Gesichtsfeld (sog. Skotome) gehören zu diesen Auraerscheinungen. Ganz selten berichten Patienten von einer kurzfristigen Taubheit des Armes und des Gesichtes, aber auch kurzfristige Lähmungen und Sprachstörungen können auftreten. Wenn Sie an einer Aura leiden, sollte Ihr Arzt davon wissen, um andere Ursachen, z.B. einen Tumor oder Schlaganfall, ausschließen zu können.

Warum bekommt man Migräne?

Während über die Entstehung von Kopfschmerzen im Allgemeinen wenig bekannt ist, ist man den Ursachen der Migräne in den letzten Jahren ein gutes Stück näher gekommen. Die Veranlagung, eine Migräne zu bekommen, ist wahrscheinlich erblich. Damit es aber tatsächlich zur Ausbildung einer Migräneattacke kommt, müssen noch andere Faktoren hinzukommen. Typische Auslöser sind z.B. Stress oder Aufregung (positiv wie negativ), unregelmäßiger Schlaf, Wetterwechsel oder manchmal auch bestimmte Nahrungsmittel. Auch Hormone spielen eine Rolle, genau verstanden ist der Zusammenhang jedoch noch nicht. Zudem deuten zahlreiche Studien darauf hin, dass es im Gehirn so etwas wie einen Migränegenerator gibt, also ein Hirnareal, das nur während, nicht jedoch außerhalb der Attacke aktiviert ist (siehe Abb1). Forscher gehen davon aus, dass dieser "Migränegenerator" der Motor ist, der eine Migräneattacke auslöst. Das Gehirn selbst steuert also wahrscheinlich das Auftreten von Attacken.

Was gibt es für Behandlungsmethoden?

Die medikamentöse Therapie der Migräne umfasst zwei Bereiche: die Akuttherapie, also die Medikamente, die man einnehmen kann, um den Migräneschmerz oder die begleitende Übelkeit akut zu bekämpfen, und die Prophylaxe, also Medikamente, die keine Schmerzmittel sind und die man über einen bestimmten Zeitraum täglich einnimmt, um dadurch die Häufigkeit und die Dauer von Migräneattacken zu reduzieren. Für die Akutbehandlung der Migräne ist es generell wichtig, dass Sie nicht zu viele Schmerzmittel einnehmen sollten (wenn dies regelmäßig der Fall ist, sollten Sie das mit ihrem Hausarzt besprechen), da sonst ein medikamenten-induzierter Kopfschmerz droht. Ein Richtwert ist, dass die Einnahme von Schmerzmitteln auf weniger als 10 Tage pro Monat beschränkt sein muss. Dies gilt auch für spezielle Kopfschmerzmedikamente wie Triptane.
Eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe kann sinnvoll sein, wenn Patienten unter sehr häufigen oder lang anhaltenden Migräneattacken leiden oder wenn die Akutmedikamente nicht ausreichend wirken. Das besondere an den Medikamenten, die zur Migränevorbeugung eingesetzt werden, ist, dass sie alle nicht zu diesem Zweck entwickelt wurden, sondern aus ganz anderen Bereichen der Medizin stammen. Die positive Wirkung auf die Migräne hat sich dann erst im Verlauf herausgestellt. Man darf sich also nicht wundern, wenn der behandelnde Arzt ein Medikament gegen hohen Blutdruck oder Epilepsie verschreibt. Wichtig ist, dass diese Medikamente eine Weile (das heißt ca. 8 - 12 Wochen) brauchen, bis sie ihre positive Wirkung auf die Migräne entfalten und das wenn Sie einmal wirken nach 4 oder 5 Monaten wieder abgesetzt werden können- die Migräne bleibt dann trotzdem bei der niedrigen Attackenanzahl.
Ob eine Prophylaxe sinnvoll ist und welches Medikament im Einzelfall das richtige ist, sollte im Gespräch mit einem Arzt entschieden werden.
Wirkungsvoll sind auch die nicht-medikamentösen Behandlungsmethoden: Hierzu gehört z.B. eine regelmäßige Lebensführung. Auch Entspannungsverfahren sowie Ausdauersport, der mindestens zweimal wöchentlich durchgeführt wird, hat sich bei der Behandlung der Migräne als positiv erwiesen. Ebenso erfolgversprechend sind Biofeedbackverfahren und Stressbewältigungstraining.

Besonderheiten:

Migräne bei Kindern: Auch kleine Kinder können schon unter Migräneattacken leiden. Die Besonderheit ist, dass Kopfschmerzen hier völlig fehlen können: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen stehen häufig im Vordergrund, die Attacken sind recht kurz (einige Stunden) und Schlaf wirkt im wahrsten Sinne des Wortes "Wunder". Die Therapie ist ähnlich wie beim Erwachsenen, die optimale Therapie der Migräne bei Kindern sollte mit einem Arzt besprochen werden.

Migräne bei Schwangeren: Häufig kommt es infolge der hormonellen Umstellung in der Schwangerschaft zu einer spontanen Reduktion der Migränehäufigkeit. Wichtig ist, dass die meisten Medikamente, die zur Akutbehandlung oder Prophylaxe der Migräne eingesetzt werden, in der Schwangerschaft gar nicht oder nur in speziellen Ausnahmefällen angewendet werden dürfen. Sollten Sie eine Schwangerschaft planen oder bereits schwanger sein, sollten Sie Ihren Arzt unbedingt darüber informieren und sich bezüglich der Migränetherapie neu beraten lassen. Auch nach der Geburt ist noch Vorsicht geboten, wenn gestillt wird. Es gelten auch dann noch besondere Einschränkungen bei der Migränetherapie, die auch in diesem Fall unbedingt mit einem Arzt abgesprochen werden sollten.