"Dem Leben und der Arbeit eine Perspektive geben."

Yahya M. (29), Reinigungskraft in der Klinik-Service

Als Yahya kürzlich gefragt wurde, ob er im Rahmen der neuen UKE-Arbeitgeberkampagne seine persönliche Geschichte erzählen möchte, hat er nicht lange gezögert. „Ich bin so glücklich über meine Arbeit und voller Dankbarkeit für die Chance, die ich in der Klinik-Service erhalten habe.“

Das können ruhig auch andere Menschen erfahren, findet Yahya. Ein Freund hatte 2017 die Stellenanzeige gelesen und ihn ermutigt, sich als Reinigungskraft bei der KSE (Klinik Service Eppendorf) zu bewerben. Yahya erhält den Job im Bereich Bettenreinigung. Er arbeitet auf verschiedenen Stationen im UKE, macht Schulungen, wechselt nach einer Weiterbildung 2020 in den Bereich Iso-Reinigung, wenige Wochen vor dem ersten Corona-Lockdown. Es folgt eine aufregende, arbeitsreiche Zeit: Reinigen von acht Zimmern auf der Quarantäne-Station, immer im Vollschutz und „anfangs auch mit der Angst, mich mit dem Corona-Virus zu infizieren.“

Auch bevor er nach Deutschland kam, begleitete ihn die Angst – vor der Armut und dem Hunger, den Anschlägen der Taliban und vor dem Tod. 2008 verlässt er damals die Mutter und die beiden Schwestern und macht sich allein auf den Weg nach Europa. Sein Ziel: arbeiten und Geld verdienen, um die Familie zuhause zu unterstützen. „Und ich wollte eine Zukunft haben.“ Mehrere Monate ist er unterwegs: mit Schleppern bis Italien, dann im Bus und LKW nach Paris, nach Hamburg. Hier endet die Flucht in einer Unterkunft für minderjährige unbegleitete Geflüchtete, einige Zeit später kann er in eine Jugend-WG in ein eigenes Zimmer umziehen.

Sein Leben beginnt sich zu sortieren. Yahya ist an der Gewerbeschule, lernt Deutsch und Englisch, macht den Hauptschulabschluss. Beim Praktikum in einer LKW-Werkstatt wird ihm eine Ausbildung als Automechatroniker angeboten. „Ich wollte aber erstmal Geld verdienen, damit meine Mutter ihre Medikamente und Arztbesuche bezahlen konnte.“ Er lehnt ab, arbeitet stattdessen jahrelang als ungelernte Hilfskraft in Restaurants: Gourmet, Asia, Fast Food. Stets in Teilzeit und auf Abruf.

Als der junge Mann Teil des Reinigungsteams der KSE wird, fühlt er sich auf Anhieb wohl, genießt die Wertschätzung und umfassende Unterstützung durch seine Bereichsleitung, sogar bei der Wohnungssuche – und die Solidarität im UKE. Als Beispiel nennt er die Reaktion eines Arztes, der zufällig Zeuge wurde, als ein Patient sich sehr beleidigend äußerte: „Ob Professor, Arzt, Pfleger oder Reinigungskraft: Wir alle arbeiten für das UKE und für Ihr Wohl. Bitte behandeln Sie unseren Kollegen respektvoll!“ Seit zwei Jahren besitzt Yahya die deutsche Staatsbürgerschaft, darauf ist er stolz. Sein größter Wunsch: eine Ausbildung machen, im Bereich Reinigung und am liebsten in der KSE. „Deutschland und das UKE sind meine Zukunft.“

Text: Ingrid Kupczik

Gemeinsam besser. Fürs Leben.