"Im Dienst für Forschung und Klinik."

Tim S. (21), Ausbildung zum Tierpfleger in der Forschungstierhaltung des UKE

Tierpfleger? In der Forschungstierhaltung? Tim ist an Nachfragen zur Wahl seiner Berufsausbildung gewöhnt – und auch an die Diskussionen, in die er manchmal gedrängt wird. Seine Position ist klar: „Wir leisten einen wichtigen Beitrag für die Erforschung von Krankheiten und Therapien. Für manche Fragestellungen sind Versuche an Tieren bisher noch unverzichtbar.“

Im Sommer 2021 ist Tim von Sachsen-Anhalt nach Hamburg umgezogen und hat im UKE seine dreijährige Berufsausbildung begonnen. In Halberstadt wuchs er mit Hund und Katze auf. Tierpfleger, das war schon sein Kindheitswunsch. Nach dem Abitur entscheidet er sich allerdings zum Studium der Verwaltungsökonomie – und steigt nach zwei Semestern wieder aus, „zu trocken.“ Um sich zu sortieren und neu zu orientieren, arbeitet Tim danach erstmal ein Jahr als Bundesfreiwilliger in der Fundtierunterkunft Halberstadt, wo Tiere aus schlechter Haltung und Fundtiere versorgt werden. Die Arbeit macht ihm so viel Spaß, dass er beschließt, nun doch seinem Kindheitswunsch zu folgen.

Die duale Tierpflege-Ausbildung kann in drei Fachrichtungen absolviert werden: Forschung und Klinik, Zoo oder Tierheim. Zu den Aufgaben im UKE gehört die Grundversorgung der Tiere: füttern, tränken, hygienisches Umfeld sicherstellen, die Haltung, Pflege und Zucht von hygienisch und genetisch definierten Tieren. „Wir müssen insbesondere auch in der Lage sein, Krankheiten bei den Tieren frühzeitig zu erkennen.“

Tim ist bei Behandlungen und Eingriffen dabei, er übernimmt kleinere wissenschaftliche Aufgaben, setzt Injektionen, entnimmt Gewebeproben, seziert. Gemeinsam mit einer weiteren Auszubildenden unterstützt er das Team der rund 70 Mitarbeitenden in der Forschungstierhaltung. Alle drei Monate wird zwischen verschiedenen Tierhaltungen: Maus, Ratten, Kaninchen, Fröschen, Fischen gewechselt. Zweimal pro Woche geht es aktuell nach Neumünster zur Berufsfachschule.

Zu Tims Aufgaben gehört es auch, Versuchstiere zu töten. „Damit muss man sich intensiv auseinandersetzen, am besten schon vor der Ausbildung“, rät er. Ein Praktikum sei sinnvoll, um die Anforderungen mit dem eigenen „moralischen Kompass“ abzugleichen. „Wir haben den Auftrag, Tiere zu pflegen. Innerlich baut man da schon eine Bindung auf. Und gleichzeitig haben wir die Bürde, dass wir uns von den Tieren früh trennen müssen. Da muss man einen guten Weg finden zwischen Nähe und Distanz.“

Dem reflektierten jungen Mann ist es wichtig, an dieser Stelle noch einmal auf die Bedeutung der Forschungstierhaltung hinzuweisen: „Ich weiß, dass manche Menschen Teile unserer Arbeit sehr kritisch sehen. Aber man sollte auch sehen, welchen großen Dienst wir für die Wissenschaft und das Wohl der Menschen leisten. Hier geschieht nichts ohne Sinn.“

Text: Ingrid Kupczik

Gemeinsam besser. Fürs Leben.