SOMA.SOC

Soziale Ungleichheiten bei aggravierenden Faktoren persistierender somatischer Symptome

Hintergrund

Sozioökonomischer Status (engl. SES, erfasst durch Bildung, berufliche Position und/oder Einkommen) und Migration sind wesentliche soziale Determinanten von Gesundheit. Im Hinblick auf persistierende somatische Symptome (PSS) gibt es nur wenige Studien zu sozioökonomischen oder migrationsbezogenen Ungleichheiten. Diese weisen darauf hin, dass PSS bei Personen mit niedrigem SES und Migrationshintergrund gehäuft auftreten. Faktoren, die soziale Ungleichheiten bei PSS erklären können, sind weitgehend unbekannt. Es ist davon auszugehen, dass aggravierende Faktoren wie Krankheitswahrnehmung, -überzeugungen (Gesundheitskompetenz/Stigma) und -verhalten sowie Krankheitsangst hierbei eine wichtige Rolle spielen.

Ziele

Die Studie untersucht soziale Ungleichheiten (in Abhängigkeit von SES und Migration) bei Faktoren, die zu Symptompersistenz bei Reizdarmsyndrom und Fatigue beitragen. Folgende aggravierende Faktoren werden berücksichtigt: Krankheitswahrnehmung, Gesundheitskompetenz, Stigma, Krankheits- und Behandlungserfahrungen, Krankheitsverhalten sowie Krankheits­angst.

Arbeitsprogramm

In einer repräsentativen Telefonbefragung der Allgemeinbevölkerung in Deutschland (N=2400) werden mit Vignetten, in denen Geschlecht (männlich/weiblich), Erkrankung (Reizdarmsyndrom/Fatigue), beruflicher Status (niedrig/hoch) und Migration (ja/nein) eines/einer Patient:in variiert, Wissen/Einstellungen (z.B. Gesundheitskompetenz, Stigma) sowie persönliche Erfahrungen mit der Erkrankung (z.B. somatische Symptom­belastung) erhoben werden. Die Kombination des Vignettendesigns mit der Befragung ermöglicht eine Untersuchung sozialer Ungleichheiten aus zwei Perspektiven: als soziales Merkmal der in der Vignette beschriebenen Person und der Befragten. Ergänzend werden qualitative Längsschnitt-Interviews mit Patient:innen durchgeführt (n=32 zu drei Zeitpunkten, N=96 Interviews insgesamt), die ebenfalls nach Geschlecht, Erkrankung, beruflichem Status und Migration variieren. Die Patient:innen werden in Primärversorgungspraxen in Hamburg rekrutiert. In den Interviews werden Entstehung und Entwicklung der Erkrankung, Bewältigung und Hilfesuche sowie soziale Interaktionen und die Wahrnehmung der Krankheit durch andere (z.B. wahrgenommenes Stigma) behandelt. Das Längsschnittdesign soll ermöglichen, Ungleich­heiten bei aggravierende Faktoren im Verlauf darzustellen.

Erwartete Auswirkungen

In Abhängigkeit von SES und Migrationsstatus erwarten wir Ungleichheiten bei aggravierende Faktoren, die zur Symptompersistenz bei Reizdarmsyndrom und Fatigue beitragen. Die Ergebnisse werden helfen, Ungleichheiten bei PSS zu verstehen und zu erklären und somit einen Einblick in den sozialen Kontext von PSS geben. Das Projekt trägt zu den Gesamtprojektzielen bei, da SES und Migration prädisponierende Faktoren sind, die einen Einfluss auf die Chronifizierung von PSS haben können. Die Ergebnisse können in Konzepte zur Prävention und Behandlung von PSS integriert werden, z.B. durch Verbesserung des öffentlichen Wissens und Verringerung der Stigmatisierung.