Mit kühlem Kopf

Wasser ist ihr Element. Schon mit neun Jahren erwirbt Sarah Liebner ihr goldenes Schwimmabzeichen und macht mit 13 ihren Rettungsschwimmschein. Auch im UKE ist die Assistenzärztin der Anästhesie regelmäßig in stressigen Situationen dabei.

Sommer, Sonne, Meer. Ein perfekter Urlaubstag am Strand von Wilhelmshaven. Auch Sarah Liebner ist hier – aber nicht im Urlaub. Konzentriert hält sie Augen und Ohren offen und lässt den Blick immer wieder über die glitzernde Wasseroberfläche gleiten. Seit sie 16 Jahre alt ist, verbringt die gebürtige Wilhelmshavenerin ihre Sommer als Wachleiterin bei der DLRG, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, rettet Badegäste vor dem Ertrinken, bringt verloren gegangene Kinder zu ihren Eltern zurück oder versorgt kleinere Wunden. „Ich bin immer eine Wasserratte gewesen und schon als kleines Mädchen im Schwimmbad recht unerschrocken vom Dreier gesprungen“, lacht die Assistenzärztin. Die DLRG lernt sie mit 13 durchs Kinderferienprogramm kennen und ist sofort begeistert. „Ich finde es bis heute toll, meine Freude an Wasser und Bewegung sinnvoll einzusetzen und anderen damit helfen zu können.“

Doch gut zu schwimmen allein genügt nicht. In brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, ist genauso wichtig. Wie im vergangenen Jahr, als zwei Grundschüler im Wasser plötzlich panisch um Hilfe schrien. Die Strömung hatte sie mitgerissen und ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen. „Zum Glück sprangen zwei Jugendliche hinterher, und hielten die Kinder über Wasser, bis wir alle Vier sicher zurück an Land holen konnten“, erinnert sich die Ärztin. Wie es ihr gelingt, in solchen Momenten die Ruhe zu bewahren? „Dafür gibt es sicher kein Patentrezept. Aber eine klare innere Struktur und die Fähigkeit, im Notfall trotz Dringlichkeit Schritt für Schritt vorzugehen, helfen.“

Starke Nerven also – die braucht Ärztin Sarah Liebner auch in ihrem Beruf in der Anästhesie. Zum Beispiel, wenn es im OP zu Komplikationen kommt und Beatmung und Medikation rasch angepasst werden müssen, um das Herzkreislaufsystem wieder zu stabilisieren. „Notfallmanagement bedeutet, Probleme unter Zeitdruck zu lösen und auch mal kreativ werden zu müssen. Ich tue beides gern.“

Nach Feierabend bildet Sarah Liebner in einem Hamburger Schwimmbad einmal die Woche neue Rettungsschwimmer:innen aus. Denn bereits vor der Corona-Pandemie haperte es am Nachwuchs. Nähere Informationen über die Lebensretter aus dem Wasser und aktuelle Kurse gibt es hier.



Text: Nicole Sénégas-Wulf