Wissen & Fakten
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Was ist Epidemiologie?

Die Epidemiologie ist eine Wissenschaft, welche das Neuauftreten (die Inzidenz) und die Verbreitung von Krankheiten (die Prävalenz) untersucht. Dabei kann entweder die ganze Bevölkerung beobachtet werden, oder aber eine bestimmte Gruppe (eine Population). Damit ist die Epidemiologie eine medizinische Wissenschaft, welche die Ursachen, die Verbreitung und die Folgen von Krankheiten erforscht.

Welche Fragen stellt die Epidemiologie?

Welche Ursachen haben Krankheiten? Wer erkrankt an was? Was kann uns vor bestimmten Krankheiten schützen? Was bewirkt, dass Erkrankte weniger leiden und schneller wieder gesund werden? Welche Rolle spielen Umwelt, Ernährung, Stress, Bewegung oder Beruf? Auf diese und viele andere spannende Fragen versucht die Epidemiologie eine Antwort zu finden.

Aus diesem Grund spielt die Epidemiologie eine zentrale Rolle bei dem Vorhaben, die Ausbreitung von Krankheiten zu beobachten und gezielt dagegen vorzugehen. Der Erfolg von Impfkampagnen lässt sich beispielsweise mithilfe epidemiologischer Methoden messen.

Wichtige Begriffe in der Epidemiologie...

Es gibt verschiedene wichtige Begriffe, die in der Epidemiologie häufig benutzt werden. Sie zu kennen, heißt auch, die wichtigen Fragen der Epidemiologie zu verstehen.

  • Die Inzidenz beschreibt die Häufigkeit von Neuerkrankungen in einer bestimmten Gruppe, zum Beispiel die Anzahl der Menschen in Deutschland, die in einem Jahr neu an einer bestimmten Krankheit erkrankt sind.

    Beispiel: Bei den 1.000 beobachteten über 75-jährigen Deutschen (Population) erkrankten 2014 rund 30 (Inzidenz) neu an einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche).

  • Die Prävalenz beziffert, wie viele Menschen einer Gruppe insgesamt an einer bestimmten Erkrankung leiden.

    Beispiele: In Deutschland haben in der Gruppe der über 75-Jährigen 10 % (Prävalenz) eine Herzschwäche.
    Auf die Gesamtbevölkerung aller Deutschen bezogen sind 7 von 1.000 Menschen an einer Herzinsuffizienz erkrankt; dies entspricht knapp 1 % (Prävalenz).

  • Das Lebenszeitrisiko beschreibt die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an etwas Bestimmtem zu erkranken.

    Beispiel: Männer haben im Vergleich zu Frauen ein dreifach erhöhtes Risiko (Lebenszeitrisiko), im Laufe ihres Lebens an einer Herzinsuffizienz zu erkranken.

  • Endemie ist das Wort für eine normale Anzahl an Betroffenen einer bestimmten Erkrankung in einer Gruppe. Zum Beispiel gibt es eine typische Anzahl von Menschen, die in einem bestimmten Zeitraum in einem bestimmten Gebiet an der Grippe erkrankt sind.

  • Die Epidemie beschreibt ein unüblich starkes Auftreten einer Krankheit. Wenn also mehr Menschen als normalerweise erkranken, beispielsweise ganze 10 % der Hamburger im Winter 2015 eine echte Grippe (Influenza) bekommen, so spricht man von einer Epidemie. Zur Definition der Epidemie gehört auch, dass der Ausbruch zeitlich begrenzt ist und die Zahl der Erkrankten danach wieder auf die der Endemie zurückgeht.

  • Genauso wie die Epidemie beschreibt auch die Pandemie einen besonders heftigen Krankheitsausbruch, der mehr Menschen als üblich betrifft. Der Unterschied zur Epidemie besteht darin, dass der Ausbruch nicht auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt bleibt, sondern sich räumlich stärker ausbreitet und auch länger dauert.

    Wenn also z.B. im Winter 2015/2016 über 10 % der Deutschen an der echten Grippe erkrankt wären, so hätte man von einer nationalen Pandemie sprechen müssen.

Epidemiologische Methoden

In epidemiologischen Studien geht es meistens darum, den Zusammenhang zwischen Risiko- bzw. Schutzfaktoren und bestimmten Erkrankungen zu ermitteln. Die Epidemiologie hat zum Beispiel bewiesen, dass Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte das Risiko erhöhen, an einem Herzinfarkt zu sterben, dass regelmäßige Bewegung das Risiko dagegen senkt. Um herauszufinden, was das Erkrankungsrisiko jeweils hebt oder senkt, gibt es verschiedene Typen von beobachtenden Studien. Einige stellen wir Ihnen hier vor:

  • Bei der Kohortenstudie wird eine bestimmte Gruppe Menschen (die Kohorte) über einen längeren Zeitraum beobachtet. Unter den Beobachteten gibt es Menschen mit einem bestimmten Risikofaktor (z.B. Raucher) und Menschen, die nicht diesem Risiko ausgesetzt sind (hier die Nichtraucher).

    Beispiel: Eine typische Beispielstudie könnte 100 gesunde Hamburger im Alter zwischen 50 und 60 Jahren über die Dauer von 10 Jahren beobachten, unter ihnen 50 Raucher und 50 Nichtraucher. In diesen 10 Jahren würde ihr Rauchverhalten regelmäßig abgefragt werden.

    Am Ende der 10 Jahre schaut man, wie viele der Raucher und wie viele der Nichtraucher an einer Herzinsuffizienz erkrankt sind. Wenn von den Nichtrauchern nur einer erkrankt ist, von den Rauchern aber fünf, so ließe sich daran das erhöhte Risiko, als Raucher an einer Herzinsuffizienz zu erkranken, ablesen.

  • Der Begriff „Längsschnittstudie“ bedeutet, dass eine bestimmte Gruppe über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig beobachtet wird.

    Beispiel: Es würde sich um eine Längsschnittstudie handeln, wenn man bei 100 Hamburgern alle 5 Jahre das Blut auf Cholesterinwerte hin testet, ein EKG schreibt und einen Herzultraschall macht. Die Hamburg City Health Studie, an der in den nächsten Jahren 45.000 Hamburger und Hamburgerinnen teilnehmen werden, ist zum Beispiel die größte Kohorten- und Längsschnittstudie der Welt.

  • Eine Querschnittstudie lässt sich als „Momentaufnahme“ beschreiben. Bei ihr wird eine bestimmte Gruppe ein einziges Mal untersucht. Zum Beispiel könnte man zu einem bestimmten Zeitpunkt bei 1.000 Hamburgern das Rauchverhalten erfragen.

    Querschnittstudien dienen in der Regel dazu, einen groben Eindruck von einem Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt zu bekommen. Den epidemiologischen Forschern helfen sie dabei, Theorien aufzustellen, die dann durch die anderen Studientypen bewiesen oder widerlegt werden können.

    Beispiel: Man könnte an einem Tag 500 Hamburger und Hamburgerinnen befragen, ob und wenn ja, wie viel sie rauchen. Dies wäre eine Querschnittstudie. Daraus könnte man Rückschlüsse auf das Rauchverhalten der Hamburger Bevölkerung ziehen.