Ich habe ursprünglich ein naturwissenschaftliches Studium begonnen und habe während meines Studiums auch frühzeitig eine recht aufwändige experimentelle Doktorarbeit begonnen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Beim Berufseinstieg hatte ich das Glück, direkt die Option auf eine Aufteilung meiner Stelle in klinische Weiterbildung und gleichzeitig weiterer Qualifikation im Labor zu erhalten, was ich (mit unterschiedlichen Schwerpunkten) immer so weiter führen konnte. Toll finde ich dabei vor allem, als Clinician Scientist eine Art Übersetzerinnenfunktion zwischen den hochspezialisierten Grundlagenforschungsbereichen und den im klinischen Alltag tätigen Kolleg:innen innezuhaben und dadurch die Translation von Erkenntnissen aus der Forschung in klinische Interventionsmöglichkeiten voranbringen zu können
Ich habe (gerade zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn) meine Beteiligung an der Forschung meiner Abteilung nie mit einem spezifischen Ziel (z.B. Habilitation oder Professur) verbunden gesehen, eher primär Interessengeleitet. Im Laufe der Zeit und als ich bereits in einer ersten klinischen Leitungsposition angekommen war, habe ich mich (auch angesichts meiner vorwiegend männlichen Peers aus den Nachwuchsnetzwerken meiner Fachgesellschaft, von denen viele zu diesem Zeitpunkt bereits sehr zielgerichtet auf Habilitation und Professur zugesteuert sind) gefragt, ob es nicht doch sinnvoll sein könnte, zumindest die Habilitation "mitzunehmen". Aber auch zu diesem Zeitpunkt habe ich mich nicht mit der Option "Professorin" befasst, und es fühlt sich auch weiterhin manchmal noch komisch an jetzt eine solche zu sein, was aber vielleicht auch daran liegt, dass ich tendenziell ein Mensch bin, dem Titel und Hierarchien nicht viel bedeuten.
Wie viele vielschichtige und spannende Themen es gibt und wie viele interessante Menschen, die diese beforschen.
Die Vielseitigkeit der Aufgaben, die vielen tollen Menschen, mit denen man zusammenarbeiten kann und der Gestaltungsspielraum, den man dabei hat. Toll ist es auch die intensive Einbindung im Kontext der Lehre, der daraus entstehende Austausch mit den Studierenden und allgemein die Zusammenarbeit mit den jüngeren Kolleg:innen in Weiterbildung/in ihrer Qualifizierungsphase.
Die teils sehr komplexen und langwierigen Prozesse im Großkonzern, die überbordende Bürokratie und die sich immer wieder wiederholende Schlichtung von Auseinandersetzungen z.B. rund um das rare Gut "Raum" oder Arbeitszeiten.
Insgesamt habe ich immer viel Glück gehabt, die meisten Dinge haben sich ergeben, ohne dass ich etwas besonders hätte planen müssen. Einen Tiefpunkt hatte ich im Winter 2020/2021 unter CoViD Bedingungen, mein damaliger Chef war damals kaum anwesend, in der Klinik vieles nicht möglich oder sehr eingeschränkt durch die CoViD Maßnahmen, fast alle Forschungsprojekte gestoppt oder pausiert und meine erste Bewerbung für eine Professur an der Universität Heidelberg aus meiner Sicht nicht gut gelaufen. Ich habe damals lange darüber nachgedacht, wie es für mich weitergehen soll und ob der universitäre Weg tatsächlich weiter passend für mich ist und ich mich weiter bewerben sollte. Ich habe dann beschlossen, es trotzdem nochmals ohne zu viel Erwartungen zu versuchen und aber primär auch einen guten Plan B in der Tasche zu haben. Das hat in jedem Fall geholfen.
Bisher Grundlagen und Interventionsmöglichkeiten bei Entwicklungsneurologischen Störungen (z:b: ADHS, Autismus-Spektrum-Störungen), hier bin ich aber gerade dabei mich etwas umzuorientieren.
Nein, siehe Erläuterungen zu meiner eigenen Laufbahn.
Grundsätzlich ist meine Tätigkeit mit Familie vereinbar, meine Tochter ist derzeit noch in der Grundschule. In Hamburg ist das Kinderbetreuungsangebot so gut ausgebaut, dass
es zu wenig Betreuungs-Engpässen kommt, wenn Termine abends oder am Wochenende liegen, kann meist mein Mann einspringen (der glücklicherweise viel von zu Hause aus arbeiten kann). Vorteil ist natürlich, dass ich keine Dienste vor Ort machen muss, allgemein ist es aber im Bereich Psychiatrie/KJP aus meiner Sicht ohnehin einfacher, Arbeitszeiten familienfreundlicher zu gestalten als in anderen Fächern.
Als ich mich in meiner alten Klinik verabschiedet habe gab es so viele Menschen, die mir so viel Nettes auf den Weg gegeben haben, dass ich auch jetzt, zwei Jahre später, immer noch ganz gerührt bin und Heimweh bekomme, wenn ich daran denke. Und gleichzeitig bin ich hier am UKE genauso nett in Empfang genommen worden. Das waren jeweils ziemlich besondere Erfahrungen.
Ich hatte von meinem ehemaligen Chef Tobias Banaschewski viel Unterstützung, auch immer von den Kolleg:innen in den Forschungsbereichen oder auch in der Klinik. Hilfreich fand ich auch Gespräche mit Peers in ähnlichen Situationen bzw.
mit der Leiterin der Forschungsförderung bei meinem damaligen Arbeitgeber, die mich in vielen Belangen beraten hat. Ich habe in meinem bisherigen Berufsleben viele inspirierende Personen kennengelernt, eine einzelne herauszugreifen finde ich in dieser Konstellation schwierig.
Ich würde mir wünschen, dass Thema psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen noch mehr in den Fokus rücken und Veränderungen in Bezug auf die Versorgungsstrukturen und Angebote mitgestalten zu können. Gleichzeitig möchte ich die Teams der Bereiche Klinik und Forschung näher zusammenbringen und miteinander vernetzen, neue Schwerpunkte fördern und gerade auch den nachkommenden Kolleg:innen die Möglichkeit bieten, sich zu qualifizieren und zu
etablieren. An vielem davon arbeiten wir bereits, hoffentlich erfolgreich :-)
Ich würde jedem/jeder empfehlen, sich primär nach Interesse und Freude an der Arbeit auszurichten und vieles vielleicht auch erst einmal gelassen auf sich zukommen zu lassen. Meist tun sich Gelegenheiten doch da auf, wo man sie nicht vermutet hat.
2006
Promotion an der Philipps-Universität Marburg
2010
Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik
2019
Habilitation an der Medizinische Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
2022
erste Berufung Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf