Die Erkenntnis im Studium und v.a. bei den Famulaturen, wie viel Engagement und Ressourcen in der Medizin in kurative Maßnahmen gesteckt wird und wie schlecht oft die Menschen versorgt sind, die nicht mehr kurativ oder Erkrankungs-spezifisch medizinisch behandelt werden können. Ich war bestürzt, über die Fortschritte der modernen Medizin einerseits und die dazu im krassen Gegensatz stehende Unter- und Fehlversorgung der Menschen, deren Leben nicht mehr lebenswert verlängert werden kann.
Nein. Mein Interesse wuchs mit den im Laufe meines Berufslebens sich zunehmend eröffnenden Möglichkeiten, Dinge nachhaltig zu verändern.
Das Zusammenspiel von Patient:innen- und Angehörigenversorgung mit der Forschung und der Lehre und dass, wenn dieses gemeinsam gut funktioniert, sich etwas verändern kann.
Dass ich auf vielen Ebene etwas verändern - hoffentlich verbessern - kann: sei es im klinischen Alltag an der aktuellen Situation der erkrankten Menschen und ihren Angehörigen, an der mittelfristige Verbesserung deren Versorgung durch Aus- und Weiterbildung der nachwachsenden Kolleg:innen und auf vielen Ebenen durch unsere Forschungsarbeit die zukünftige Versorgung von Menschen mit unheilbaren, fortschreitenden Erkrankungen und deren Angehörigen.
Der große Anteil administrativer Arbeit, die im Zeitalter der Digitalisierung nicht wirklich einfacher wird.
Eine schwere Erkrankung mit bleibenden Einschränkungen. Mich danach wieder trotzdem in meinen Beruf zurück zu kämpfen war schwer, aber alle Mühe wert!
Probleme und Bedürfnisse von Angehörigen von Menschen mit unheilbarer fortschreitender Erkrankung, aber auch der Erkrankten selbst: Integration von Palliativversorgung in Erkrankungs-spezifische Versorgungskonzepte, psychische Belastungen und Probleme inkl. Trauer, nicht-medizinische Therapieformen, Schulungsprogramme, Kommunikation, etc..
Ich habe mich erst mit den sich eröffnenden Möglichkeiten nach und nach entschieden und halte dies daher auch für einen guten Weg. Nicht immer verläuft das Leben so, wie man es sich wünscht oder plant.
Ein zentraler Punkt meiner Karriere war, dass mir Prof. Bokemeyer ermöglicht hat, innerhalb der II. Medizinischen Klinik am UKE die Palliativmedizin aufzubauen - in ihren verschiedenen klinischen Versorgungsstrukturen, aber auch akademisch in Lehre und Forschung.
Ich hatte mehrere Vorbilder, die mir gezeigt haben, wie man mit viel Fleiß und Zielstrebigkeit seine Träume verwirklichen kann und wie man sich klug in den Interaktionen auf verschiedenen Ebenen verhält. Konkrete Unterstützungsangebote habe ich nicht in Anspruch genommen.
Ich würde mir wünschen, dass es am UKE und in Deutschland gelingt, deutlich zu machen, dass
Sterben nicht das Versagen der modernen Medizin ist, sondern ein normaler Prozess, der zu unser aller Leben gehört.
Und ein Verständnis zu wecken, dass ein großer Anteil der Erkrankungen, die uns täglich begegnen, nicht wirklich kurativ behandelt werden und dass die Palliativmedizin ein essentieller Bestandteil einer Medizin ist, die auch Menschen, die mit einer unheilbaren Erkrankung leben müssen, eine bestmögliche Lebensqualität ermöglichen will.
Und dass Palliativmedizin viel mehr ist und viel früher in die Versorgung integriert werden muss als
erst in der Sterbephase.
Glauben Sie an sich und Ihre Träume! Unser Beruf ermöglicht uns auf so vielen verschiedenen Wegen, etwas kurzfristig und nachhaltig zu verbessern. Wir, die wir diese Möglichkeit haben, sollten Sie nutzen. Dies gibt einem so vieles zurück!
2007
Fachärztin für Innere Medizin
2008
Zusatzbezeichnung Palliativmedizin
2009
Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie
2011
Habilitation im Fach Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg
2015
APL-Professur der Universität Hamburg
2017
Universität Hamburg: Universitätsprofessur für Palliativmedizin mit Schwerpunkt Angehörigenforschung (2017 - 2022 als Stiftungsprofessur)