Als kleines Mädchen schaute ich die Fernsehserie Doktor Quinn und war von der Ärztin in der Serie beeindruckt, von da ab wollte ich Medizin studieren. Die Wissenschaft (im Bereich der Naturwissenschaften) hatte mich ebenfalls schon früh begeistert, da ich die Möglichkeit ungelösten Fragestellungen nachgehen zu können faszinierend fand. Wirklich "Feuer gefangen" habe ich dann während meiner experimentellen Doktorarbeit während des Medizinstudiums.
Eigentlich wollte ich Hausärztin werden, da ich sehr gerne mit Menschen zu tun habe. Durch die experimentelle Doktorarbeit während des Medizinstudiums kam ich aber dann mit dem Fach Neuropathologie in Kontakt. Noch während des Studiums wurde mir dann eine Assistenzärztinnenstelle in der Neuropathologie angeboten und seither begeistert mich das Fach. Da Neuropathologie ein Universitäres Fach ist war damit dann auch das Ziel Professorin werden zu wollen gesetzt.
Die wissenschaftliche Freiheit und die Möglichkeit sich kreativ ausleben zu können. Die interdisziplinäre Kollaboration in Forschungsprojekten mit der Möglichkeit immer wieder neue Dinge und Blickwinkel erlernen zu können.
Die Ausbildung von - und Interaktion mit - klugen jungen Köpfen mit eigenen Ideen; die Vielfältigkeit der Arbeit und die Möglichkeit Wissenschaft und klinische Diagnostik kombinieren zu können.
Die manchmal limitierende Administration und die Planungsunsicherheit, da die allermeisten Stellen der Arbeitsgruppe von Drittmittelzusagen abhängig sind. Da Drittmittelprojekte meist 1-3 Jahre Laufzeit haben kann man somit meist auch nur kurzfristig planen.
Die Zeit nach der Postdocphase und vor dem Aufbau meiner eigenen Arbeitsgruppe war kritisch. In dieser Phase kamen für mich viele Dinge zusammen: die bevorstehende Facharztprüfung, die Geburt meiner beiden Kinder und zudem benötigte ich Drittmittelgelder zum Aufbau einer eigenen Gruppe. Während der Elternzeit schrieb ich einen großen Drittmittelantrag, der zunächst nicht gefördert wurde. Das war frustran, aber ich nutze das Feedback der Reviewer, um den Antrag zu verbessern und erneut in anderer Form einzureichen. Schließlich erhielt ich die DFG-Förderung im Emmy Noether Programm. Dies war für den Aufbau meiner Arbeitsgruppe essenziell und hier kann ich nur betonen, wie wichtig derartige längerfristig angelegte Nachwuchsprogramme sind.
Mein Schwerpunkt sind bösartige Hirntumore; hier versuche ich mit präklinischen Modellsystemen sowie multimodalen Datenanalysen an humanem Tumormaterial die Tumorklassifikation zu verbessern und die Pathogenese dieser Tumoren besser zu verstehen, um zielgerichtete Therapien zu entwickeln.
Ich denke, dass es sehr wichtig ist sich selbst klare Ziele zu setzen. Wenn man gerne langfristig in der Wissenschaft bleiben will, sollte man früh die Professur anstreben. Gleichzeitig ist es wichtig, sich immer klarzumachen, dass es nicht nur den einen richtigen Weg gibt. Den Spaß an der Sache sollte man auch auf keinen Fall verlieren.
Da mein Beruf flexible Arbeitszeiten zulässt und mein klinischer Chef die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt, finde ich, dass sich die wissenschaftliche Tätigkeit, die klinische Diagnostik und die Familie recht gut vereinbaren lassen- auch wenn es bisweilen sehr anstrengend ist. Hierbei ist auch die exzellente Kinderbetreuung der Stadt Hamburg positiv hervorzuheben, da die Ganztagesbetreuungsangebote von KITAs und Grundschulen unsere Vollzeittätigkeit als Eltern überhaupt erst möglich machen. Zudem ist eine klare und ausgewogene Aufteilung der Familienaufgaben in der Partnerschaft eine wichtige Voraussetzung.
Highlights in meiner Karriere waren für mich die Annahme meines Papers 2017 in Nature Medicine, die Förderzusage der DFG im Emmy Noether Programm, die bestandene Facharztprüfung und der erste Ruf.
Bei wichtigen Entscheidungen war es für mich stets hilfreich Rat von erfahrenen Kollegen und Kolleginnen einzuholen. Hilfreich finde ich außerdem den regelmäßigen Austausch mit anderen Arbeitsgruppenleiterinnen. Prinzipiell haben mich erfolgreiche Frauen schon immer inspiriert, sei es initial Dr. Quinn aus der Fernsehserie als Kind, aber auch Professorinnen wie bspw. Sonja Loges oder Michelle Monje, welche es schaffen Kinder und Beruf erfolgreich miteinander zu vereinbaren.
Die Digitalisierung und die neuartigen Möglichkeiten durch KI-Anwendungen haben großes Potential die Diagnostik der Neuropathologie und Pathologie zu revolutionieren. Ich plane die bereits begonnene Forschung in diesem Bereich weiter auszubauen sowie die interdisziplinäre Forschungsarbeit zu intensivieren mit dem Ziel die Diagnostik und Effizienz in unserem Fach zu verbessern. Im Bereich der Neuroonkologie bleibt es mir weiterhin ein hohes Anliegen Hirntumorpatienten eine effiziente, nebenwirkungsarme Therapie zu ermöglichen. Hier möchte ich vor allem die Proteomik dieser Tumoren im Detail analysieren und die Erkenntnisse daraus für Diagnostik, Therapiestratifizierung und für die Entwicklung neuer Therapien nutzbar machen. Entsprechend plane ich meine Forschungsarbeitsgruppe weiter zu vergrößern. Klinisch könnte ich mir auch vorstellen mehr Verantwortung zu übernehmen.
Setzt euch klare Ziele und lasst euch nicht von Selbstzweifeln entmutigen. Sucht euch Mentoren und Vertrauenspersonen für Rat (und auch Motivation!) hinsichtlich anstehender Entscheidungen. Und verliert nie den Spaß an dem, was ihr tut!
2011
Promotion Dr. med. LMU München
2019
Fachärztin für Neuropathologie
2019
Ruf auf die W2 Professur (tenure track) Molekulare Tumorneuropathologie am Zentrum für Neuropathologie, LMU München (abgelehnt)
Seit 2021
Professorin (tenure track nach W2) für Molekulare neuroonkologische Pathologie am Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg (ZMNH), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)