Das Deutsche Zentrum
für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ)


Die Überführung von gesundheitsrelevanten Forschungserkenntnissen in die Versorgungspraxis ist weltweit ein wichtiges übergeordnetes Ziel und eine große Herausforderung.

In der gesundheitlichen Versorgung finden die Besonderheiten von Kindern und Jugendlichen heute noch zu selten Beachtung. Neue Erkenntnisse und techno­logische Entwicklungen sind notwendig, um wirksamere und an den Bedarfen Heranwachsender ausgerichtete Präventions-, Diagnose- und Therapieverfahren zu entwickeln. Hierzu ist die zielgerichtete, langfristige und praxisorientierte Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen erforderlich.

Um einen starken deutschen Beitrag zur Entwicklung des Forschungsfeldes leisten zu können, wird das ­Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) etablieren. Das DZKJ wird zu den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) gehören und eine langfristige finanzielle Förderung erhalten.

Die Standorte Hamburg, Berlin, Göttingen, Leipzig/Dresden, Greifswald/Rostock, München und Ulm sind aufgrund ihrer wissenschaftlichen Exzellenz als Standorte für das neue Zentrum ausgewählt worden.

Das DZKJ bündelt Kompetenzen und richtet diese auf gemeinsame Ziele aus. Es führt die besten Wissenschaftler:innen eines Forschungsbereiches zusammen – von der Grundlagenforschung über die klinische Forschung bis hin zur Präventions- und Versorgungsforschung. Durch die enge Vernetzung und den Ausbau von Forschungsstrukturen wird eine schnellere Überführung in die Anwendung ermöglicht. Die Standorte des DZKJ sind langfristig als Partnerschaften von Hochschulen, Universitätskliniken und außeruniversitären Forschungseinrichtungen angelegt. Der Start des DZKJ ist im Laufe des Jahres 2023 geplant, derzeit arbeiten die Standorte gemeinsam an einem Gesamtkonzept.
Nähere Informationen dazu finden Sie unter dzkj.org

Die strategische Zusammenarbeit bewirkt eine nachhaltige Stärkung des Wissenschaftsstandortes Deutschland im internationalen Wettbewerb und erhöht die Attraktivität für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Standort Hamburg (HCC.HITT)

Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (Kinder-UKE) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wurde im März 2021 vom BMBF als einer der Standorte des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) ausgewählt.

Das Hamburger Zentrum für innovative, translationale und therapieorientierte pädiatrische Gesundheitsversorgung (eng. Hamburg Center for Child Healthcare Innovation, Translation and Treatment, HCC.HITT) wird die folgenden vier Kompetenzfelder abdecken:

  • Therapeutische Innovation
  • Pädiatrische Transplantation
  • Immunoprogrammierung
  • Psychosoziale und Mentale Gesundheit

Diese Kompetenzbereiche werden dabei durch die drei Querschnittsdisziplinen: Versorgungsforschung, Systemmedizin und Medizinische Biometrie & Epidemiologie unterstützt.

Die Koordinatorin des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit am Standort Hamburg ist Professorin Ania C. Muntau. Es sind insgesamt über 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hamburg beteiligt. Neben dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gehört auch das Leibniz-Institut für Virologie zum Standort.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem unten folgenden Video.

Pressemitteilung

Artikel | Hamburg.de

HCC.HITT

Dieses Video ist Teil des Vortrags gehalten von Prof. Dr. med. Ania C. Muntau im Namen des Hamburger HCC.HITT Teams beim BMBF Hearing am 4. März 2021.

  • HCC.HITT steht für Hamburg Center for Child Healthcare Innovation, Translation and Treatment.

    Das ist der Titel des Projektes mit dem sich das Kinder-UKE in Hamburg erfolgreich als Standort im Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit beworben hat.

    Das wissenschaftliche Profil von HCC.HIIT fokussiert auf schwere, seltene und komplexe Erkrankungen. Die Kernelemente sind eng miteinander verflochten und die Forschungsaktivitäten werden gegenseitig gestärkt.

    Therapeutische Innovation entsteht durch ein eigenes Medikamentenentwicklungsprogramm in Verbindung mit Industriekooperationen und Zulassungsstudien sowie innovative Transplantationsstrategien.

    Immune Education erforscht neue Targets für therapeutische Innovation und adressiert immunologische Aspekte bei Transplantationen.

    Psychosocial & Mental Health konzentriert sich auf die Intervention bei Familien mit schwer erkrankten Kindern, um sie auf dem schwierigen Weg von der Diagnose bis zur erfolgreichen Behandlung zu begleiten.

    Innerhalb von HCC.HIIT bemühen wir uns um Aufklärung von molekularen Mechanismen der Krankheitsentstehung. Wir haben eine Complexomics und eine Proteininteraktionsplattform etabliert, mit denen im Rahmen von multilayer Interactomanalysen prozessiert werden. Wir nutzen unsere Hochdurchsatz drug development Plattform, um small molecules zur Behandlung von genetisch bedingten Proteinfaltungsstörungen zu identifizieren. Das System ist skalierbar, wird derzeit im Rahmen von Kooperationen mit biotech Unternehmen, z.B. für drug repositioning Projekte genutzt und wird den Partnern im DZKJ zur Verfügung gestellt. Diese Aktivitäten sind Teil des pediatric University Center of Innovative Treatments, in dem wir 2021 mehr als 65 klinische Studien Phasen 1-4 durchführen werden.

    Als eines der führenden pädiatrischen Transplantationszentren führen wir jährlich rund 40 Einzel- und kombinierte Organtransplantationen durch. 40% davon erfolgen bei seltenen angeborenen Krankheiten. Die hämatopoetische Stammzelltransplantation bei angeborenen Stoffwechselstörungen ist eine innovative, lebensrettende Behandlungsmethode. Mehr als die Hälfte der 50 Stammzelltransplantationen im Jahr in Hamburg werden bei nicht-malignen Indikationen durchgeführt. Die zelluläre Gentherapie nutzt modifizierte Stammzellen als permanente Quelle für Enzymersatz oder für die Korrektur der Immuneffektorfunktion.

    Immune education befasst sich mit angeborenen und erworbenen Faktoren. Die PRINCE Kohorte umfasst 750 Familien von prä- bis postnatal. Wir führen ein Register mit 200 Patienten mit hämophagozytischer Lymphohistiozystose, bieten frühe Diagnostik und individualisierte Behandlung an. Darüber hinaus kommen zellbasierte Therapien und Gentherapien zum Einsatz und wir führen Pharmakovigilanzstudien durch.

    Die Family Research Group bietet innovative familienorientierte Prävention und Therapie an. Wir haben ein nationales Netzwerk mit mehr als 40 Partnern inklusive Krankenkassen etabliert, um die psychosoziale Belastung von Familien zu reduzieren, die von schweren somatischen Erkrankungen betroffen sind.
    Das UKE verfügt über national führende Forschungs- und Versorgungsinstitutionen für Suchterkrankungen und Geschlechtsidentität.
    Unsere Forschungsabteilung Child Public Health verfügt über langjährige Erfahrung zur Entwicklung von Instrumenten zur Beurteilung von patient-reported Outcomes. In Kooperation mit der WHO und dem RKI führen wir große populations-basierte Studien durch, um public health und Politikstrategien zu entwickeln.
    All diese Aktivitäten unterstützen einen holistischen Ansatz und sind Grundvoraussetzungen für die Etablierung einer gemeinsamen Forschungsplattform mit dem neuen Zentrum für psychische Gesundheit.

    Die 4 Hauptforschungsthemen werden durch 3 Querschnittsdisziplinen miteinander vernetzt.

    Die Versorgungsforschung validiert innovative Behandlungsmethoden und wird dabei helfen, diese in der klinischen Routine zu implementieren.
    Die Systemmedizin verwendet statistische und machine learning Ansätze, um Krankheitsmechanismen aufzuklären, Biomarker zu identifizieren und neue Therapiestrategien zu entwickeln. Die semantische Datenintegration sorgt für eine sichere Datenspeicherung und den Transfer von Daten zwischen den Partnerstandorten.
    Biometrie und Epidemiologie berät bei der Studienvorbereitung, Datensammlung und Analyse.

    Was sind die wichtigsten Stärken, die wir dem zukünftigen Zentrum zur Verfügung stellen können?

    Unsere Expertise im Bereich therapeutische Innovation bei seltenen Erkrankungen deckt die komplette Kette der Medikamentenentwicklung von der Grundlagenforschung über Zulassungsstudien bis hin zur Kommerzialisierung ab und beinhaltet 3 leistungsstarke Plattformen. Wir verfügen über große Erfahrung im Rahmen der Entwicklung von kleinen Molekülen, die als pharmakologische Chaperone wirken und im Kontext der zellbasierten Therapien und wir sind ein Zentrum, das maßgeblich an der Durchführung von Zulassungsstudien im Bereich Gentherapie beteiligt ist.

    Hamburg ist eines der führenden deutschen und europäischen Zentren für pädiatrische Transplantation mit einem besonderen Fokus auf neuen Indikationen bei einzelnen und kombinierten Transplantationen.

    Seit 20 Jahren entwickeln wir erfolgreiche Aus- und Weiterbildungsprogramme. Das zweigleisige ped.tracks Curriculum mit einem klinischen und einem wissenschftlichen Zweig. Das Pro.Ps Programm unterstützt junge wissenschaftlich aktive Ärzte auf dem Weg zur Professur. Gerne bringen wir unsere Erfahrung beim Aufbau einer DZKJ Akademie ein.

    Unser Standort wird vom Zugang zu großen Kohorten gesunder Kinder und solchen mit multifaktoriellen Erkrankungen profitieren sowie von der Etablierung von Registern, wo diese noch nicht verfügbar sind.

    Wir würden gerne von E-Health und digitalen Medizinprogrammen profitieren und unseren Beitrag dazu leisten, diese weiter auszubauen und zu etablieren. Dies passt sehr gut zu unserem systemmedizinischen Ansatz.

    Der wichtigste Nutzen für alle ausgewählten Standorte wird jedoch ein bundesweites Netzwerk sein, das als wahres Team agiert. Wir werden Kooperation, Zusammenarbeit und Infrastruktur in den Mittelpunkt stellen, um medizinische Innovation zu entwickeln und zu etablieren – Alles mit dem ultimativen Ziel, die medizinische Versorgung von Kindern in Deutschland und darüber hinaus zu verbessern.

Weitere DZKJ Standorte

Berlin, Koordination: Charité - Universitätsmedizin Berlin

Pressmitteilung | Charité

Göttingen, Koordination: Georg-August-Universität Göttingen

Pressemitteilung | UMG

Greifswald/Rostock, Koordination: Universitätsmedizin Greifswald

Pressemitteilung | Universität Greifswald

Leipzig/Dresden, Koordination: Universität Leipzig

München, Koordination: Ludwig-Maximilians-Universität München

Pressemitteilung | LMU

Munich CHANCE | LMU

Ulm, Koordination: Universität Ulm

Pressemitteilung | Uniklinik Ulm

UCH | Uni Ulm