Am Sterbebett. Geschichte und Gegenwart

Elektroenzephalograph der Firma Siemens um 1980
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Elektroenzephalograph der Firma Siemens um 1980

Grenzerfahrung: Kulturpraktiken zwischen Leben und Tod. Spezialführung durch das Medizinhistorische Museum Hamburg

Veranstaltung am Mittwoch, 14. Dezember 2016, 18.30 Uhr

Still und weitläufig steht der historische Sektionssaal im Zentrum der „alten Pathologie“ des Universitätsklinikums. Einst Herzstück des Instituts, gilt er heute als größtes Exponat des Medizinhistorischen Museums. Beinahe sakral wirkt die Atmosphäre im gleißenden Licht seines Glasdachs. Wer den Raum betritt, wird fast zwangsläufig konfrontiert mit der eigenen Sterblichkeit.

Bis weit ins 20. Jahrhundert galten ausbleibende Atmung und Herztätigkeit als sichere Zeichen für den einsetzenden Tod. Erst die Entwicklung des Elektroenzephalographen – kurz EEG – erweiterte mit der Messung der Hirnströme diese Kriterien. Als eine der maßgeblichen Diagnosetechniken hat das EEG unsere Definitionen von Leben und Tod grundlegend verändert. Wie selbstverständlich sprechen wir heute selbst im Alltag vom „Hirntod“.

Auch der Umgang mit dem sterbenden bzw. dem verstorbenen Körper unterliegt einem stetigen kulturellen Wandel. Wächserne „Effigies“ ersetzten noch im 18. Jahrhundert verstorbene geistliche und weltliche Herrscher in Zeremonien. Die Leistungen bürgerlicher Persönlichkeiten würdigte vor allem im 19. Jahrhundert der Abdruck ihres Antlitzes. Solche Totenmasken, abgenommen von namhaften Künstler(inne)n, schmuckvoll inszenierte Leichenporträts oder die öffentliche Aufbahrung des Leichnams wirken heute eher befremdlich.

Ethische Fragen werfen menschliche Überreste in den historischen Sammlungen wissenschaftlicher Institute auf: Wie und unter welchen Umständen darf damit geforscht werden? Was darf im Museum ausgestellt werden? Wie gehen wir mit der lebensechten Wachsnachbildung eines todkranken Säuglings um?
Die Themenführung bewegt sich über ausgewählte Exponate in den Dauer- und Sonderausstellungen des Museums entlang den Grenzen von Leben und Tod und widmet sich den wandelnden Kulturpraktiken in Medizin, Wissenschaft und Kunst.

Henrik Eßler, M.A ., ist Sozial- und Wissenschaftshistoriker. Seit 2016 ist er Kurator am Medizinhistorischen Museum Hamburg und seit 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Er forscht u.a. zu materiellen und visuellen Kulturen der Medizin, zur historischen Berufsforschung im Gesundheitswesen und zu Hygienediskursen in städtebaulichen Leitbildern. In seinem Dissertationsprojekt arbeitet er zur Moulagenbildnerei als Beruf.

Die Veranstaltung findet statt im:

Fritz Schumacher-Haus (Gebäude N30 b)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
(Seiteneingang Frickestraße / Ecke Schedestraße)

Der Eintritt ist frei.

Dies ist eine Veranstaltung im Rahmen des Themenschwerpunkts: Am Sterbebett. Geschichte und Gegenwart

Konzept und Organisation: Dr. Monika Ankele