Erfahrungsbericht über das praktische Jahr in der Allgemeinmedizin
Ich hatte mich für das PJ-Wahlfach Allgemeinmedizin entschieden, da für mich zum damaligen Zeitpunkt schon klar war, dass ich später als Hausärztin arbeiten möchte. Blockpraktika und Famulaturen hatten mir bis dahin zwar einen guten klinischen Einblick in diesen Fachbereich ermöglicht, allerdings wollte ich noch mehr Erfahrungen bezüglich der Niederlassung, Praxisführung und deren wirtschaftliche Aspekte sammeln.
Die Wahl der Lehrpraxis erfolgte in Rücksprache mit dem Institut für Allgemeinmedizin. Nach Vorstellungsterminen in drei von mir ausgewählten Lehrpraxen des UKE, entschied ich mich für eine Praxis im Randbereich von Harburg. Auswahlkriterien meinerseits waren die Anzahl betreuender Ärzte, diagnostisches und therapeutisches Angebot (u.a. kleine Chirurgie, Lufu, Belastungs-EKG, etc.), Sympathie zum gesamten Team, sowie das Patientenkollektiv. Durch die weniger zentrale Lage war die Praxis für die meisten Patienten erste Anlaufstelle in allen Fachfragen, selbst in Notfallsituationen. Überzeugendstes Argument war allerdings, dass mir nach einer kurzen Einarbeitungszeit ein eigenes Sprechzimmer und somit selbständige Anamnese, Diagnostik- und Therapieplanung mit anschließender lehrärztlicher Vorstellung und Besprechung, während der gesamten Sprechzeiten, ermöglicht wurde.
Zusätzlich gab es regelmäßige Unterrichtsveranstaltungen durch das Institut für Allgemeinmedizin. Neben der monatlichen Teilnahme an der Hausärztlichen Fortbildung Hamburg in der Ärztekammer, wurden regelmäßig Seminare zu verschiedenen Themenbereichen angeboten. Auf die Seminarthemen durfte ich aktiv Einfluss nehmen. In den Seminaren fand neben der Theorie auch jedes Mal ein Erfahrungsaustausch statt, welcher mir half mehr Sicherheit im klinischen Alltag zu entwickeln.
Insgesamt kann ich das PJ-Wahltertial in der Allgemeinmedizin jedem wirklich sehr ans Herz legen. Unabhängig von der späteren Facharztwahl kann man für jeden Fachbereich wichtige klinische Basics erlernen, trainieren und erweitern. Durch das selbstständige Arbeiten in einem kleinen Team ist der Lerneffekt sehr groß. Insbesondere pharmakotherapeutische Grundlagen werden deutlich intensiver als im Innere-, oder Chirurgie-Tertial vermittelt. Ärztliche Gesprächsführung, sowie systematische Anamnese, Diagnostik und Therapie werden durch das tägliche, selbstständige Arbeiten und den andauernden Austausch mit den Lehrärzten gefestigt und bilden eine sichere Grundlage für die mündliche Prüfung und den Einstieg in die Assistenzarztzeit. Zu guter Letzt ist noch zu erwähnen, dass die Arbeit in der Hausarztpraxis auch menschlich eine tolle und dankbare Zeit ist. Mir persönlich gefielen die ganzheitliche Betrachtung und die längerfristige Betreuung der Patienten sehr. Ich habe in der kurzen Zeit, obwohl ich „nur“ Studentin war einen eigenen kleinen Patientenstamm aufbauen können und in meiner Ausbildung von dem direktem Feedback der Patienten sehr profitiert. Das persönliche Verhältnis zum Praxisteam bildete die Grundlage für eine entspannte, von gegenseitiger Wertschätzung geprägte, Arbeitsatmosphäre.